Von Matthias Bosenick (10.12.2024)
Metalcore schreiben W3 4r3 Num83r5, also We Are Numbers, auf ihre Schublade, und gottlob stimmt das nur minimal. Mit „Death Finds A Way“ werfen die Rumänen aus Brașov, die sich selbst Leet-mäßig in Großbuchstaben und Zahlen W3 4R3 NUM83R5 schreiben, ihr zweites Album in zehn Jahren auf den Markt. Darauf grooven die Jungs nach mehr als nur Metalcore-Art, das reicht von Thrash bis Djent, inklusive Electro- und Melodie-Sprenkeln, alles schön in einen Quirl gehauen. Das ist dann auch das Eigene an diesem Album: die Kombi aus allem.
Drei Sorten Gesang setzten W3 4r3 Num83r5 hier ein: zumeist das Shouting aus dem Hardcore, schließlich muss man der Schublade ja irgendwie gerecht werden, dazu einige Growls und, laut Info überhaupt erstmals, poppigen Klargesang, also eigentlich das Merkmal des Metalcore, das ihn für Leute mit Wunsch nach unpeinlicher Heaviness so schwer verdaulich macht. Doch wissen W3 4r3 Num83r5 zu dosieren und zu gestalten, dieser Klargesang fällt inmitten der brutalen Musik nicht unangenehm auf.
Und brutal ist die Musik, fett produziert, mit nackenbrechenden Breaks durchsetzt, mit Hüpfemetal-Groovepassagen, das dickestmögliche Brett, das in den Karpaten zu finden war. Weil man aber auch dort längst in der Moderne unterwegs ist, fügen W3 4r3 Num83r5 auch digitale Glitches rhythmisch passend ein, dazu gelegentlich Synthie-Flächen, kreischige Techno-Sounds und Samples, etwa orientalische oder von irgendwelchen Funksprüchen, indes alles dezidiert genug, um dem Metal-Anteil nicht die Show zu stehlen. Dazu rotzt und spuckt der Sänger auch mal, muss ja.
Was aus dem Fleischwolf herauskommt, ist pro Song schon so wechselhaft, dass es schwerfällt, die Stücke als solche voneinander zu unterscheiden. „Death Finds A Way“ brettert amtlich, doch auch da weiß die Band, dass das allein die Knochen ermüden könnte, und baut zur Hälfte, also im fünften von zehn Songs, „First Fight“, kurz vor Schluss ganz kurz etwas Ruhe ein, in Song acht, „Outnumbered“, sogar eine ganze recht atmosphärische Passage. Das gibt Raum zum Durchatmen, bevor die Jungs wieder lospreschen.
Wer sich mit Metalcore nicht so gut auskennt, weil er bislang kaum etwas für sich gefunden hat, das ihm nicht in den Ohren schmerzt, findet seine Analogien eher in anderen mehrheitsfähigen Most-Bereichen, die einem so über den Weg laufen. Die technoiden Momente erinnern an Electric Callboy, die wechselhafte Mischung an Brutalobands der Neunziger wie Skipknot, Mudvayne, Static-X oder Amen. Und sicherlich gibt’s noch einige Analogien mehr, aber das reicht ja erstmal hin. Das dürfte dann auch die Schwachstelle des Albums sein, die mangelnde Originalität – solche Musik gibt’s seit rund 30 Jahren, der Punkt an W3 4r3 Num83r5 geht immerhin für die vermiedene Cheesyness.
Nach dem Debüt „NUM83R5“ aus dem Jahr 2018 brachten W3 4r3 Num83r5 einige Singles heraus, die sie für dieses zweite Album überarbeiteten. Dazu gab’s für zwei Songs Gäste, nämlich Dan Niculescu und Rach Alaji von der Band June Turns Black. Zu W3 4r3 Num83r5 gehören: Bassist Radu „Snuff“ Constantinescu, der das Album auch mixte und masterte, Sänger Andrei Dușcă, Schlagzeuger Horia Buzuleciu sowie die beiden Gitarristen Teodor Ardeleanu (Black Water) und Alin Ștefănescu.