Von Matthias Bosenick (24.09.2024)
Kann man so machen: Als Extreme-Metal-Band aus Ungarn das brutale Kino aus Italien als Basis für das eigene Konzept heranziehen, sein Album entsprechend „Italia Violenta“ nennen, die Tracks nach Filmen der Sechziger bis Neunziger benennen und die Songs, soweit sich das nachvollziehen lässt, auf Italienisch growlen, grunzen, keifen. Hier geistern Dämonen, Zombies und Hexen durch die Stücke, die amtlich brettern und mit einem schönen fuzzy-drängenden Bass zu fetten Gitarren die Heads zum Bangen bringen. Und das nur zu dritt! Ein überzeugendes Debüt, da … im Darm.
Los geht der Horror-Reigen mit brachialer Gewalt, … In Viscero lassen die Zügel locker und holen alles aus den tiefen Saiten ihrer Instrumente heraus, was drin ist, verzerren es ordentlich, bekommen sogar gegniedelte Melodien hin und lassen das Schlagzeug dazu wuchtig wummern. Zu den stimmlichen Analogien gesellen sich Filmsamples, die sind definitiv auf Italienisch, das hört man, aber vom Gesang lässt sich das nicht ganz eindeutig sagen, in welcher Sprache er gehalten ist. Das passt so.
Im Interludium „Signor Frizzi“, ausnahmsweise nicht nach einem Film, sondern nach Regisseur Fabio Frizzi benannt, fährt das Trio alle Maschinen herunter, lässt einem dunklen Synthie den Vortritt und generiert eine Art Dark Ambient. Anschließend setzt der Sukku-Bus seine Reise fort, indes schleppender, gebremster, wenn auch kein Stück weniger brutal. Doch dabei handelt es sich lediglich um eine Zwei-Track-Verschnaufpause, „E tu vivrai nel terrore! L’aldilà“ knattert wieder los, so flott, dass man kaum hinterherkommt. Den Abschluss macht „Suspiria“, wiederum eher in einem Kopfnicker-Tempo, ebenfalls mit Gegniedel.
Eine gute halbe Stunde Giallo, Horror, Splatter, Gore, Geister, Hexen, Dämonen hat man damit begleitet, entnommen dem italienischen Kino der Sechziger bis Neunziger. Diesem zu huldigen ist das Anliegen des ungarischen Trios, mit dem Argument, dass in jener Zeit noch Meisterwerke entstanden seien, deren Macher finanzielle Lücken mit Kreativität ausglichen. Interessant an dem Trio ist, dass die Besetzung nicht so eindeutig ist, wie sie scheint: Sänger Marci Horváth, hier Martino genannt, steuert nichts weiter als seine Stimme zur Band bei. Bálázs Tóth, hier Baggio, spielt die Gitarre, und György Bozók alias Giorgio sind Gitarre, Bass und Schlagzeug zu verdanken. Live muss das lustig aussehen. Alle drei beschäftigen sich auch anderweitig musikalisch, Horváth mit Boru, Bozók mit Mutilation Case und Rém sowie Tóth mit BalashToth und früher mit Casketgarden. So wirkt … In Viscero wie ein loses Projekt, das ein konkretes Ziel hat, und das darf man getrost als erfüllt einstufen.