Till Burgwächter – Wenn der Werwolf dreimal klingelt – Verlag Andreas Reiffer 2024

Von Matthias Bosenick (19.09.2024)

Liest man „Wenn der Werwolf dreimal klingelt – Grusel, Gore und ganz viel Blut“, ist es, als führe man mit Autor Till Burgwächter ein Gespräch, als höre man ihm beim launigen Fachsimpeln, Empfehlen und Demontieren zu. Thema dieses Buches sind Horrorfilme, und es erhebt keinerlei Anspruch auf Lexikalität oder Vollständigkeit, sondern vermittelt einen niedrigschwelligen Überblick für Einsteiger und Liebhaber – alle finden bei der Lektüre unausgebuddelte Schädel, die Gravedigger Burgwächter für sie zutage fördert. Zum Lesevergnügen trägt Burgwächters absichtlich subjektive Sicht bei; wenn einer sein Lieblingsthema mit ironischer Kritik darbietet, glaubt man ihm umso mehr. Und möchte ihm seinerseits Empfehlungen zurufen, aber die kann er ja nicht hören, ist vermutlich gerade im Stadion oder auf einem Metal-Konzert.

Um die 40 Jahre Horror-Erfahrung dürfte der Autor haben, man nimmt ihm die Expertise also locker ab, wenn er sein Thema abhandelt. Das nimmt er weit gefächert vor: Er gibt einen Überblick über Sub-Genres, listet die sechs schlimmsten und die sechs besten eher unbekannten Filme sowie die zehn beklopptesten Filmtitel auf, analysiert den Reiz von Serienkillern, behandelt Soundtracks – Überraschung: Das Thema Heavy Metal kommt hier zum Tragen – und Schauspieler, blickt hinter die Türen der Special-Effect-Abteilungen und wird auch persönlich, wenn er seine Sozialisation in den Achtzigern nacherzählt oder seinen Unmut über ignorante Kinonachbarn und alles verratende Trailer äußert. Zuletzt überschreitet er sogar noch die Grenze des Mediums und empfiehlt thematisch passende Hörspiele.

Das alles ist schon mal grundsätzlich lehrreich und informativ, aber da dieses Buch von Burgwächter stammt, auch noch rasend unterhaltsam. Mit seiner typischen ironischen, abschätzigen, launigen Art legt er trotz oder gerade mit seiner großen Leidenschaft für das Thema dessen Untiefen offen. Damit empfiehlt sich das Buch umso mehr, von ihm vorgelesen zu erden, und es vertieft sich der Wunsch, ihm während der Lektüre wahlweise lauthals zuzustimmen oder ihm seinerseits Empfehlungen zukommen zu lassen, solche wie: Nimm dir lieber die Serien aus dem Hause Contendo vor als die neue Neuauflage der Gruselserie, Christoph Piasecki hat es wesentlich besser drauf als André Minninger.

Man klappt das Buch mit allerlei kleinen bis großen frischen Erkenntnissen zu: Stimmt, Geisterfilme sind budgetmäßig am besten dran, weil man die Protagonisten ja gar nicht sieht. Es gibt sogar gelungene Fortsetzungen. „Blood Feast“ gilt als er erste Splatter-Film – damit ist das blutige Genre satte 61 Jahre alt. Auf der Flucht vor Monstern oder Killern eignen sich Keller als Zuflucht am besten, da sie zumeist über zweite Ausgänge verfügen. Es gibt einen Horrorfilm mit Faultieren. „The Retaliators“ dürfte bei dem Cast eher ein Metal-Musikvideo sein. Und viel mehr, was sich zu entdecken lohnt und hier nicht den Tatbestand des Spoilerns erfüllen soll, was ebenfalls ein Thema im Buch ist.

Bei der großen Freude, die man an dem Horror-Buch hat – erschienen übrigens als Nummer 11 in der Edition Kopfkiosk bei Andreas Reiffer –, sieht man über das gruselige Lektorat hinweg. Das bei allen -sploitation-Nennungen fehlende i etwa schmerzt kettensägenartig, ein Attribut wie „linkisch“ wirkt auf eine Figur wie Darth Vader nicht ganz zutreffend und Wortschöpfungen wie „Paradentose“ oder „Spuktüte“ klingen zwar thematisch passend, aber nicht im jeweiligen Kontext. Nicht wild, der Autor dieser Zeilen hat ja auch kein Lektorat, was er sehr häufig, as zum Teu!