Von Matthias Bosenick (30.04.2024)
Das dritte Album nach der Pause und das neunte insgesamt bringt die scheinbar gegensätzlichen Eckpunkte der Band Nautilus besser unter einen Hut als der Vorgänger „A Floating City“ vor vier Jahren: Watteweiche Pink-Floyd-Gitarren und technoider Trance sind die Pole, die das Quartett aus dem Ruhrpott hier auslotet, während es sich – der Bandname deutet lose in eine solche Richtung – abermals einem Buch von Jules Verne widmet, hier „In 80 Tagen um die Welt“. Was nicht groß auffällt. Die musikalische Mischung ist dabei eigenständiger als die einzelnen Komponenten, wobei die elektronischen Anteile mehr Aufsehen erregen als die im klassischen Prog angesiedelten.
Fans von Pink Floyd würden widersprechen, aber schaffte es die Band aus Cambridge eigentlich schon selbst, ihr Softgegniedel hinreichend auszuarbeiten. Somit sind die Anleihen an jene Gruppe auf dem vorliegenden Album eben kaum mehr als eben Anleihen an etwas Vertrautes, das man eher nicht so gebraucht hätte und das einen auch nicht so umhaut. Bis Nautilus nach Berlin gucken, dort in der Schule nachsitzen und aus ihren Synthies Sounds herausholen, die die Lehrerschaft selbst gar nicht im Ranzen hatte: Aus dem Ambient-Pulsieren machen Nautilus technoiden Trance, der ganz besonders effektvoll in Erscheinung tritt, wenn die Band ihn mit den bequem betäubten Gitarren kombiniert. Das geht, und sogar gut, erstmals und eindrucksvoll im dritten Stück, dem Zwölfminüter „Travellers Withou Time“.
Inmitten von Stereotypen, die gemächlich am Hörenden vorbeikuscheln – selbst ein Schafblöken wie in „Donkeys And Sheep“ verweist auf Pink Ployd –, setzen Nautilus markante Pfeiler. Stattgegeben, diese Stereotypen beherrscht die Band, die Musiker können gniedeln, die Orgel bedienen und sanft aufs Schlagzeug tupfen, alles ganz schön. Dann kommen wieder einige Electro-Spielereien ins Spiel, wie die synthetischen Beats in „October Sunrain“ oder der treibende percussive Ambient-Anteil in „To Another Dimension“. Ansonsten plätschert das Album doch reichlich drogenumnebelt vor sich hin, das indes ganz im Sinne des Progrock, der vielmehr in Richtung Artrock schlägt. Bisschen Dire Straits darf man ahnen, bisschen Mike Oldfield vielleicht.
Wer Bock auf Pink Floyd 2024 hat, ist hier genau richtig. Alles schön im unteren Midtempo gehalten, strengt es auch nicht sonderlich an, man kann es gut nebenbei hören. Und sich von den Trancepassagen überraschen und mitreißen lassen. Die hätten Nautilus gern mehr ausarbeiten dürfen.