Von Matthias Bosenick (11.10.2013)
Verhaltene Aggression ist das, was auf dem neuen Album von New Model Army zu hören ist. Damit ist die Band weniger rauh als auf dem Vorgängeralbum, schafft dafür aber die vertraute Atmosphäre der Alben davor und ergänzt dieses Mal ihren gebremsten, aber druckvoll rockenden Sound äußerst passend um Chorgesang. Macht insgesamt ein schlüssiges und trotz der Unterschiede sicherlich auch einigermaßen typisches Album. Auch nach über 30 Jahren und mehr als 20 Jahre nach ihrer großen Zeit sind New Model Army noch eine sichere Bank. So etwas wie „Vagabonds“ oder „51st State“ bekommt man allerdings schon lange nicht mehr. Warum auch, die gibt’s ja schon.
Im Gegensatz zu vielen derzeit aktiven Indie-Helden waren New Model Army zwischendurch nie weg. Sie gehören sicherlich, wie etwa Alien Sex Fiend, zur Kategorie „Was, die gibt’s noch?“. Ja, und das bei gleichbleibend hoher Qualität und ohne den Blick auf den Markt. Zwölf Alben in über 30 Jahren veröffentlichten sie, das ist mal wenig (wenn man die relevanten B-Seiten-Compilations und Live-Alben nicht mitrechnet).
Zwar ist „Between Dog And Wolf“ milder ausgefallen als noch der Vorgänger „Today Is A Good Day“, dessen Titeltrack sogar die Grenze zum Metal überschritt. Doch spürt man der Band an, dass sie ihre Aggression lediglich bremst, sie dringt im galoppierenden Schlagzeug und der verhaltenen Gitarre permanent durch. Überraschende Chorgesänge unterfüttern diese Gemegelage. Die Arrangements sind bisweilen wie schon früher von Folk-Anleihen durchzogen und etwas komplexer als im klassischen Rock. Sicherlich sind manches Arrangement und manche Melodie aus dem Oeuvre der Jahrzehnte irgendwie vertraut, macht aber nichts. Ebensowenig, dass die Songs nicht direkt beim ersten Hören als Ohrwürmer hängen bleiben. Man kann das Album immer wieder hören und neue Details entdecken. Schließlich sind satte 14 Songs drauf.
Nicht zu vergessen im Bunde des Guten ist die sympathische Stimme von Justin Sullivan, die als erstes das typische Zuhause-Gefühl vermittelt, wenn man das Album auflegt. An mancher Stelle erinnert die Stimmung von „Between Dog And Wolf“ fast schon an die von Sullivans Solo-Album „Naviganting By The Stars“, nur reichhaltiger instrumentiert. Natürlich ist auch das Cover wieder fantastisch, wie immer gestaltet von Sullivans Freundin Joolz Denby. Das gepriesene beste Album seit Jahren ist dies zwar nicht, aber ein sehr gutes, das ist es auf jeden Fall.