Von Matthias Bosenick (17.02.2024)
So geht das, wenn sich die Jugend mal gar nicht um Schubladen und Konventionen schert: Im Falle von Butterfly Bulldozer aus Nantes heißt es, dass man progressiven Post-Hardcore mit psychedelischen und spacigen Avantgarde-Experimenten vorgesetzt bekommt. Mit der EP „The Great Becoming Of Captain Fuzz“ startet das Quintett nicht nur das eigene musikalische Wirken, sondern auch die Mär von einer Raumschiffbesatzung, die zusammenkommt, um auf fremde Planeten aufzubrechen. Da steigt man bereitwillig mit ein.
Zwei Analogien kommen in den Sinn, wenn man die EP auflegt: Düreforsög und Millionaire. An die Dänen erinnert, wie Butterfly Bulldozer ihre Erzählungen in unerwartet wechselnde Genres einbetten, zwischen hart-bratzend und gemildert-schön, und dazu gelegentlich ein kurzes Echo auf die Stimme legen. An die Belgier wiederum erinnert, wie melodiös und fast schon tanzbar die harten Anteile geraten sind. Es ist ja auch immer ein gutes Zeichen, wenn Leute, die Lärm machen, auch dazu in der Lage sind, in anderen Bereichen zu überzeugen, und die „Captain Fuzz“-EP ist voll davon: Pop, Jazz, Bossa Nova, Psychedelic Rock, Funk, Prog, Chanson, und nichts davon klänge so überzeugend, wüssten die Jungs nicht, was sie tun, und ganz besonders: Ohne ihre kompositorische Fähigkeit gelänge es ihnen nicht, all diese Zutaten so schlüssig zusammenzufügen; kein Song ist zudem überfüllt mit Ideen, sie wissen Maß zu halten. Das passt alles so.
Erstaunlich genug, dass dies offenbar die ersten musikalischen Lebenszeichen der fünf aus Nantes sind. Keiner von ihnen hat einen Discogs-Eintrag: Sänger Vincent Allix, die beiden gleichzeitig als Gitarristen und Keyboarder eingesetzten Manu Lem und Aubin Pougnant, Schlagzeuger Corentin Bougerolle sowie Bassist Tanguy Serand fanden 2021 zusammen und nahmen die vorliegende EP bereits ein Jahr später auf. Und weil sie auch inhaltlich so durchgeknallt sind wie musikalisch, steckt da eine wilde Geschichte hinter: Ein Planet droht unbewohnbar zu werden, der Humanoid-Androide OB-1 fängt ein Telefonat zwischen Captain Fuzz und Professor Tricks ab, die vorhaben, den Planeten zu verlassen. OB-1 will sich ihnen anschließen und nimmt noch seinen Erbauer Tank mit. Als fünftes brauchen sie noch jemanden, der mit Waffen hantieren kann, und so vervollständigt Rocket die Crew. Der Name des Raumschiffs lautet: Butterfly Bulldozer.
Man darf gespannt sein, wohin die Reise noch gehen wird. Der Auftakt ist beeindruckend: angenehm versponnen und gleichsam anspruchsvoll. Was für eine Musikrichtung war das doch gleich?