The Cosmic Gospel – Cosmic Songs For Reptiles In Love – Bloody Sound 2023

Von Matthias Bosenick (08.01.2024)

Psychedelische Popmusik mit Fuzz macht Gabriel Medina auf seinem halbstündigen Solo-Debüt „Cosmic Songs For Reptiles In Love“ unter seinem Alias The Cosmic Gospel. Die Info verrät, dass er aus Italien kommt und zuvor in anderen Bands spielte, aber selbst damit ist dem offenbar jungen Mann per Google nicht beizukommen. Bis auf den Korg spielte Medina auf seinem Album alle Instrumente selbst ein und sang dazu, worüber man nur staunen kann, so gelungen sind diese acht Songs. Einzusortieren zwischen The Flaming Lips, Beck und Sechziger-Psychedelik.

Bei Medina haben Saiteninstrumente häufig eine ordentliche Portion Fuzz auf den Bünden, sowohl der Bass als auch die Gitarre erzeugen gern mal schräge bis quietschige Sounds und Soli. Die Songs dazu gestaltet Medina grundsätzlich mit ordentlich Popappeal, mal zurückgenommen akustisch, mal nach vorn treibend tanzbar, und nicht selten in einer Harmonieseligkeit dargeboten, die man gut zwischen den Beatles und den Beach Boys verorten kann. Psychedelisch waren ja sie auch beide.

Der Sound dieser kunstvollen Musik hat streckenweise etwas Künstliches, Synthetisches, was an der Art der Verfremdung liegt, mit der Medina zuwege geht. Da kommen einem Beck und Air in den Sinn, wenn man ihm so lauscht, und sobald Medina noch versponnenener wird, auch The Flaming Lips, und sobald er sich verhuscht zurücknimmt, auch mal die Auteurs. Bei allem Pop, der dieser Reptilienplatte zugrundeliegt, darf man nicht außer Acht lassen, dass Medina reichlich absonderliche Inhalte vorträgt – von einem alten Stalker, der junge Frauen in sein Horrorhaus locken will, Weltraumreisen mit reichem Freunden, weiblichen Geschlechtsteilen, dämonischer Besessenheit und einer Beziehung, die in Kannibalismus gipfelt. Und einmal auch von grenzenloser Liebe. Der vorletzte Track ist instrumental, „Wrath And Ghosts“ ist eine atonale Soundcollage, die trotzdem nicht in den Lärm kippt; das passt perfekt zu den Inhalten der anderen Songs.

Gabriel Medina kommt aus Italien und war, so die Info, bereits in mehreren „lokalen Bands“ involviert, darunter Hapnea und Bruxa, die man auch alle bei Facebook und Soundcloud findet, aber kaum Informationen darüber hinaus. Mit einigen Clicks findet man heraus, dass Medina aus Macerata kommt, einer auf Hügeln errichteten mittelalterlichen Stadt in den Marken, und 29 Jahre alt ist. Er spielte für sein Album Gitarre, Bass, Schlagzeug, Mellotron und Synthies selbst ein und sang dazu, den Korg bediente Loris Cericola. Vor diesem Album erschien im Juni 2023 die wunderhübsche Single „Keep Your Nails Short“, die es auf dem Album indes nicht gibt, dabei wäre bei 31 Minuten Spielzeit für diese 4 Minuten Musik auch noch Platz gewesen. Weitere Recherche ergibt, dass der Name Gabriel Medina gar nicht so selten ist, auch in der Musikszene: Es gibt einen DJ in Los Angeles, der sich Cole Medina nennt, einen Musiker aus Rumänien, den Metal-Gitarristen der Black Sapphire Band aus Essen, einen aus Argentinien stammenden Gitarrenlehrer in Chicago sowie außerdem einen Brasilianischen Surfer und einen Mexikanischen Fußballspieler. Und man ermittelt, dass The Cosmic Gospel, dessen Namen Medina von der Zeichentrickserie „The Midnight Gospel“ ableitete, zwar ein Solo-Projekt ist, Medina es aber auch mit Gastmusikern live auf Bühnen bringt.

Es hat ja auch etwas Beruhigendes, wenn man in dieser Zeit über jemanden nicht mit wenigen Sucheingaben sofort sämtliche persönlichen Daten finden kann. Stattdessen gilt es eben, sich an der Musik von The Cosmic Gospel zu erfreuen, und das gelingt mit Leichtigkeit.