Von Matthias Bosenick (24.09.2013)
Das zweite Placebo-Album mit dem neuen Schlagzeuger verwundert sehr. Brachen sich beim Vorgänger „Battle For The Sun“ noch sämtliche jugendlichen Energien des Neueinsteigers Steve Forrest Bahn, wirkt „Loud Like Love“ eher zahm und orientierungslos. So richtig Lust zum Komponieren schien das Trio auch nicht gehabt zu haben. Es fehlen die unverwechselbaren Kracher, die man jahrzehntelang nicht aus dem Ohr bekommt und die sich vom Rest des Oeuvres unterscheiden. Auf diese Entwicklung deutete schon die vorab veröffentlichte „B3“-EP hin.
„Battle For The Sun“ war satt produziert, fett gespielt, aufmüpfig, hymnisch, detailreich, juvenil. „Loud Like Love“ ist ebendies nicht. Ein paar nette Elemente schieben die drei Musiker schon in ihre Songs, ja, und lassen den Hörer an solchen Stellen auch respektvoll nicken. Trotzdem: Vielleicht liegt es am zurückgenommenen Krach, dass das übriggebliebene Songskelett oft substanzloser und, ahäm, blutarmer wirkt als zuvor. Die zu weit nach vorne gemixte Stimme Brian Molkos passte früher mit ihrem Quäken gut in den Gesamtsound, dringt aber auf „Loud Like Love“ als dominantes Geräusch zu sehr in Frequenzbereiche vor, die nicht nur Tiere wildmachen, und offenbart nur umso deutlicher, dass sich Molko nur sehr wenige verschiedene Melodien ausdenken kann. Molko wirkt auch nicht mehr so kraftvoll und fordernd wie früher.
Dem Rezensenten fielen die Placebo-Balladen schon beim Erstkontakt „Whithout You I’m Nothing“ eher unangenehm auf, er brauchte einige Zeit, um Gefallen an ihnen zu finden und die Band als Ganzes zu mögen. Das ging dann auch gut, jahrelang. Und nun, wieder die Balladen: „Loud Like Love“ wirkt unzusammenhängend, jeder Song wie aus einem unbestimmbaren Kontext gerissen, und jedes ruhige Stück sehr dünn. Ein Uptempo-Song wie „Rob The Bank“ hat immerhin Kraft, manche Synthiefläche verhilft im weiteren Verlauf der Platte zu einiger Atmosphäre. Vielleicht ist das Album ideal für iPod-Kids, die sowieso nur noch ihre mp3s auf Shuffle hören. Vielleicht braucht es auch einige Jahre, bis es zum Hörer durchsickert. Vielleicht ist es aber auch wirklich der halbgare uninspirierte Schnellschuss, nach dem es klingt.
Die Deluxe-Edition der CD mit der DVD lohnt sich einigermaßen, weil da mit „Pity Party (Of One)“ ein Stück enthalten ist, das es nicht auf dem Album gibt, und weil die Band sich recht ansehnlich live im Studio durch ihr Album spielt. Und dann gibt es noch eine extrem teure Version mit diversen CD- und Vinyl-Disks und weiterem Spuk. Allein, der musikalische Inhalt ist es nicht so recht wert.