Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: My English is not the yellow from the egg, but it goes.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin und ich nahmen einst auf der Couch Anteil, als Kati Wilhelm, eine ziemlich erfolgreiche Biathletin aus Schmalkalden bei Zella-Mehlis, im Öffentlich-Rechtlichen ihr Karriereende ankündigte. Auf der unvermeidlichen Pressekonferenz wurde sie von einem Reporter auf Englisch gefragt, was sie in Zukunft zu tun gedenke. Kati antwortete: „It comes what want“. Daraufhin schaute meine Freundin kurz von ihrem Strickmuster hoch und goutierte: „That makes her nobody so quickly after“. Meine Schlagfertigkeit ließ damals noch zu wünschen übrig, deshalb kam mir nicht in den Sinn, souverän mit einem „No one can reach her the water“ zu kontern. Aber eine Sternstunde in Sachen Humor in unserer Beziehung wurde dieses situative Arrangement trotzdem, denn die Wilhelminische Antwort hat seitdem in unsere Geheimsprache als eine Art Safeword für „keine Ahnung – blöde Frage – falscher Zeitpunkt“ Einzug gehalten. Und sie begründete ein Hobby, das wir „Lousy English“ nennen. Die Ausübung besteht darin, dass wir Personen aus dem gleichen Sprachraum (bei uns heißen sie „Nöckeltöcks“) in Konfliktsituationen mit einheimischen Dienstleistern gedenglischte Redewendungen ablauschen und diese dann im Alltag benutzen.

Beispiel gefällig? Na, gern. Wir stehen in der Schlange der Autovermietung am Flughafen Manchester. Das niedersächsische Familienoberhaupt vor uns wird von der Schalterbelegschaft dezent darauf hingewiesen, dass sich aufgrund der individuellen Schadenshistorie die Versicherungsprämie erhöht hat. Der Senior versucht den Sachverhalt zu verharmlosen und lässt sich zu einem „This is snow from yesterday“ hinreißen.  Als mir dann meine Freundin kichernd ins Ohr flüstert: „Now he has the salad“, ist das nahe dran am perfekten inneren Reichsparteitag. Übrigens, trotz aller Ambivalenz, man muss nicht gleich zusammenzucken, wenn jemand sagt: „Das ist mir ein innerer Reichsparteitag“. Spätestens seit die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein bei der Fußball-WM-Übertragung anno 2010 in der Halbzeitpause des ersten Nöckeltöck-Gruppenspiels diesen Ausdruck verwendete, um die Gefühlslage des wegen seiner Stürmerleistung umstrittenen Miroslav Klose aus der Hauptstadt der Woiwodschaft Opole zu beschreiben, ist das keine extremistische Terminologie mehr und im Kontext des Verfassers dieser Kolumne mit DDR-Vergangenheit auch fast schon zu absurd, um ernst gemeint zu sein. Die Moderatorin musste sich zwar damals entschuldigen, aber was waren die Reichsparteitage: Pompöse Selbstbeweihräucherungs- und Jubelveranstaltungen. In dem Ausdruck klingt also eher ein gewisser Spott mit. Und laut dem Anglisten, Germanisten, Linguisten, Sachbuchautor und Synchronsprecher Christoph Gutknecht entstand er nach 1933 in der Studentenszene und wurde eher mit einer ironischen Distanz als Synonym für eine „große Genugtuung“ verwendet.

Ich träume manchmal von folgendem Dialog: Meine Freundin: „The jumping point is, you are on the woodway.” Ich: „Don’t bring me on the palm. With me is not good cherry eating“. Daraufhin sie: „Do you want to sell me for stupid? The devil sticks in the detail.” Ich zurück „Let the church in the village. I know how the rabbit runs.” Und das kann dann Stunden so weiter gehen…

Hold the ears stiff,

Onkel Rosebud