Von Matthias Bosenick (04.04.2023)
„Geli“ ist der Spitzname der Künstlerin, die das Cover malte, nämlich Angelika Zwarg, die 2018 verstarb. Bei den beiden Vorab-EPs „Heimkehr“ (2013) und „Yaron“ (2014) fällt die namentliche Zuordnung aus der Hüfte etwas schwerer – zumal die Bezeichnung der Tracks dieser Leipziger Postrock-Band Fargo einer komplett eindeutigen Linie folgt: Nach „Köln“ und „Heilbronn“ auf „Heimkehr“ sowie „Königsberg“ und „Leipzig“ auf „Yaron“ sind es auf „Geli“ nun „Dresden“, „Regensburg“, „Berlin“ und „Pforzheim“, die der nach einer amerikanischen Stadt in North Dakota sowie dem danach benannten Film sowie der danach benannten Serie benannten Band als Titelgeber dienten.
Aber das nur zum Geleit. „Geli“ ist vorwiegend instrumentaler Postrock, der sich an die Regeln hält – aber gottlob nicht nur. Natürlich ist die Stimmung hier tendenziell dunkel und jubilierend-melancholisch, das gehört sich so beim Postrock. Die Atmosphäre steht für das Quartett sicherlich im Vordergrund, nur versteigt es sich nicht darauf, brav auf die eigenen Füße zu starren und sich verhuscht im emotional aufrührenden Drone und Feedback zu verlieren, sondern spielt diese epische Rockmusik druckvoll, kraftvoll, bisweilen brachial, mit fuzzy Bass und einigem Groove. Da darf dann auch mal mitten in „Dresden“ Screamo-Geschrei erschallen.
Doch die Musik von Fargo muss gar nicht immer brüllen. „Regensburg“ kommt zunächst entspannter daher, beinahe poppig, trippig, mit den geachtelten Gitarren wiederum typisch postrockig. Sobald etwas wie Synthie oder Klavier klingt, ist es dennoch ebenfalls mit der Gitarre erzeugt, Respekt. Die Verzerrer aufdrehen kann die Band dann immer noch, wenn man sich erstmal eingewöhnt hat. Obschon die Tracks in sich abwechslungsreich strukturiert sind, erscheinen sie nicht verkopft, sondern schlüssig, hier folgt dramaturgisch nachvollziehbar aufeinander, was zusammengehört. Die Musiker setzen ihre Fähigkeiten sachdienlich ein, nicht zur Nabelschau. Man mag sich in den Songs mehr verlieren, als es die Musiker tun, die vielmehr damit beschäftigt sind, stabile Türme auf soliden Fundamenten zu errichten, als irgendwo in Traumländern herumzuirren.
Wer genau die vier Musiker sind, verraten sie nicht, lediglich, dass es 2017 zwei Umbesetzungen gab, an Bass und Gitarre. Das macht aber nix. Kombiniert mit den beiden EPs bahnt sich da mit Fargo etwas Gutes an. Mit Churchills rede gegen Hitler am Schluss positionieren sich die Leipziger zudem auf der richtigen Seite. Die Band hat mehr als nur Potential, „Geli“ ist ein Kracher und Deutschland hat noch einige Städte, die sich als Titelgeber anbieten.