Von Matthias Bosenick (28.01.2013)
Ach, wie schön, das Indierock-Trio aus der Krachmacherstraße hat wieder ein superbes Album gemacht. Gerade Krachmacher wissen ja umso besser, wie man so richtig schöne Musik macht, die dann oft trotzdem mit einem Anflug von Krach durchzogen ist, und auf „Fade“ packen Yo La Tengo den Pop raus, aber sowas von. Das Tempo bleibt gemäßigt, der Einfallsreichtum nicht. Was noch vor 20 Jahren die Orgel war, als Neuerung im Sound, sind heute – wenn auch nur einmal – Bläser und Streicher. Wie schon auf dem Vorgänger „Popular Songs“ aus dem Jahr 2009 klingt „Fade“ fast wie ein Sampler, so heterogen und doch durchweg typisch für die Band. Ein fantastischer Jahresauftakt.
Anders als auf dem Vorgänger ufern Yo La Tengo dieses Mal weniger aus, mit knapp über sechs Minuten sind der erste und der letzte Song die längsten. Was ihnen indes immer gelingt, sind Rhythmen, die wie Motoren pluckern und viel mehr grooven, als es die dazugehörigen Songs erscheinen lassen. Mehrstimmiger Gesang, der an ein Schlaflied erinnert, lässt den Hörer auf den ersten Eindruck hin nicht eben abtanzen wollen. Und doch ist „Ohm“ ein Groovestück. So geht es das gesamte Album über. Man hört die Einflüsse der amerikanischen Oldie-Hits, die sich die Hörer des Radiosenders WFMU in den jährlichen Benefizshows von Yo La Tengo wünschen, etwa in „Well You Better“ und „Is That Enough“. Das frühere Harsche deuten sie nur noch an, lassen es aber nicht weg. Sie können noch ordentlich rumpeln. Und das Gerumpel mit schrägen Sounds durchsetzen. Und gleichzeitig mit harmonischen Akkorden und sanften, warmen Melodien. Oder auch mal mit billigen Elektrogeräuschen, die dezent in den Hintergrund rauschen. Ach, die drei können’s eben.
Schön ist auch der Gag mit dem Cover: Die CD steckt in einem Digipak, das wiederum in einer Papphülle steckt. Zieht man das Digipak heraus, sieht man darauf denselben ausladenden Baum mit der Band darunter auf Silberglanzpappe, nur dass Bandname und Albumtitel darauf fast nicht mehr zu sehen sind, eben ausgeblendet. Was man mit dem Album selbst indes nie tun mag.