Von Matthias Bosenick (29.12.2012)
Es gibt die Lieder von Anne Clark in den unterschiedlichsten Bearbeitungen, bei den vorrangig elektronischen Studioaufnahmen angefangen bis hin zu Live-Alben in Electro- („R.S.V.P.“), reduzierter Folk- („Psychometry“), wuchtig tanzrockender („Live“-DVD) und reiner akustischer („From The Heart“) Fassung bis hin zu Clubmixen („Wordprocessing“) oder ganz ohne Musik („Notes Taken, Traces Left“). Und nun auch mit zumeist reiner Klavierbegleitung, live mitgeschnitten bei einer Tanzperformance in Zürich. Man könnte also fast meinen, dass dem Werk der Anne Clark eigentlich nichts mehr abzuringen sein kann, doch weit gefehlt: Zum einen besteht die Trackliste nicht nur aus den altbekannten Hits, zum anderen verleihen die Musiker ebenjenen mit neuer Interpretation neue Seelen.
So ein Klavier ist ja unterschiedlich einsetzbar. Man kann dezent und reduziert die bisweilen melancholischen Melodien antasten, man kann den Songs aber auch ein immenses Volumen beifügen und sie emotional aufwühlend interpretieren. Anne Clark mit ihrem Sprechgesang, der eigentlich gar kein Gesang ist, hat ja ohnehin einen absolut einmaligen Ausdruck. Ihre Stimme vermittelt Kraft, Stärke, Willen, Widerstand, Sehnsucht. Wie weiland Martyn Bates, untermalt dieses Mal Pianist Murat Parlak die gesprochenen Songs mit seinen gesummt-gesungenen Melodien.
Insbesondere die wandelnden Stimmungen innerhalb der Performance machen „Enough“ so hörenswert. Insgesamt ist das Werk natürlich kein Party-Album, sondern taugt eher dazu, bei einer Tasse Tee an der Heizung sitzend in der Winterdämmerung gehört zu werden. Schade nur, dass man die Tänzer dazu nicht sieht. Schade auch, dass man „Enough“ nur auf Konzerten erhält, wenn nicht über die Webseite der sympathischen Künstlerin. Aber immerhin, man erhält es.