Von Matthias Bosenick (16.12.2021)
Besser kann ein Titel nicht passen: Gitarrist Rens Newland und seine eigens zusammengestellte Band Fuse Bluezz spielen von Wien aus „Blues Indeed“, aber Newland wäre nicht Newland, mogelte er nicht seine anderen Lieblingsgenres mit unter die Songs, solche wie Funk oder progressives Gegniedel. Kann er, können auch seine vier Mitmusiker, und damit wird dieses gediegene Album zur Überraschung. Nur eins fehlt: die Schippe Dreck, die den Blues räudig macht.
Blues, Blues, Blues, im Dreivierteltakt gestampft, auf der Slide gegniedelt, in den Bart geraunt, mit dem Piano geklimpert, und wie die vier Jungs spielen können! Bandchef Newland fällt gelegentlich unerwartet ins epische Solieren, dass einem die Tränen in die Augen schießen. Prachtvoll! Und selbst, wenn das Musikgerüst stellenweise nach Muzak klingt, reißt er das Ruder herum und überrascht mit schwindelerregenden Twin-Akkorden. Da ist man platt.
Und weil der Mensch ja nicht vom Blues allein lebt, finden sich auch bezeichnende Stücke wie „Fonky World“ in diesem Reigen. Außerdem versteckt Newland seinem Progrock in den Kompositionen, was auch Zufall sein kann, weil ja ein Bluessolo von sich aus ebenfalls komplex sein kann. Auf jeden Fall lockern die Genrewechsel den Hörgenuss auf; Newland selbst war es wichtig, den Blues in seinen verschiedenen Spielarten abzubilden, und packte dafür seinen Gitarrenfuhrpark aus, mit allem, was sein Herz so hergab, da listet er auf: Gibson ES 335 und L5, Fender Strato und Tele, Godin Red Line, Parker Fly und Takamine Acoustic Steel, für wem das hilft.
„Vienna Got The Blues“, erklärt das Quartett, und trifft mit diesem Bluesmonolithen ins Schwarze. Dabei ist der Blues hier eher weiß, und darin mehr Eric Clapton oder Gary Moore als etwa George Thorogood, wenn man schon bei weißen Bluesern guckt, also staubfrei und glasklar, eher unverzerrt und kein Bisschen räudig. Und das, obwohl ein Fünftel der Band dunkelhäutig ist: Der an Jimi Hendrix geschulte Ric Toldon erweitert mit Gitarre, Gesang und einigen Songtexten („You’re So Mean“ etwa, klar, der arme Kerl ist wieder das Opfer!) das Kleeblatt um Newland sowie Bassist Peter Gruber, Schlagzeuger Simon Springer und Pianist Martin Wöss. Der finale „Red White Blues“ ist noch am ehesten im Delta Blues verankert, davon hätte es gern mehr geben können. Und wenn schon Mississippi, dann gern auch dessen Schlamm!