Von Matthias Bosenick (04.03.2019)
Zwei Hauptaspekte hat der Film: Jung und Mädels spielen zusammen, und dies nach Möglichkeit lebenslang. Schönes Fazit eines US-Blockbusters, der sich rund um Dänisches Spielzeug dreht, und der das wichtigste Element des ersten Teils übernimmt: die Meta-Ebene nämlich. Natürlich reichen Handlung und Gagdichte nicht ganz an den ersten Film heran, aber empfehlenswert guckbar ist „The Lego Movie 2“ trotzdem. Selten, so etwas im Biz.
Die Fortsetzung setzt genau da an, wo der erste Teil vor fünf Jahren endete: beim Spielen. Gleich der schleunige Auftakt setzt die Wegmarken: Prämisse ist, dass der Spielende bitteschön die kleine Schwester zu integrieren habe. Die lässt einen Haufen Duplo-Aliens auf die vertraute Welt um Nichthelden Emmet und seine Gefährtin Lucy niedergehen und leitet damit einen Prozess der Verödung ein. Die Legostadt sieht nach diversen Jahren aus wie in „Mad Max“ und „Planet der Affen“, einzig Emmet behält seine gute Laune bei. Bis eine sich böse verhaltende Königin diverse Helden in ihr Sistarsystem entführt, in dem alle, sogar Feinde und Friends-Figuren, friedlich nebeneinander leben. Ihr Plan ist es, Batman zu heiraten – und dies versucht Emmet mit Hilfe des undurchsichtigen Rex und dessen zahmen Dinosauriern zu verhindern. Denn es droht nichts weniger als die Apokalypse, hier: Amamageddon.
Geschickt lenkt die Lego-Handlung von der Meta-Ebene ab: Man konzentriert sich voll und ganz auf den Rettungsversuch und das Abwenden des Weltuntergangs und vergisst dabei die Rahmengeschichte und deren Bedeutung für das Spiel. Sobald die sich jedoch überraschend entschlüsselt, unterstreicht der Film seine herzerwärmende Relevanz. Frieden zwischen den Geschlechtern und niemals seinen Spieltrieb verleugnen, nur weil eine vermeintlich erwachsene Gesellschaft dies diktiert. Punkrock, gewissermaßen. In der Geschichte bedeutet dies unter anderem, dass Emmet versucht, nach Lucys Vorstellungen ein abgeklärterer Mann zu werden, und beide begreifen, dass das Ergebnis gar nicht mehr liebenswert wäre. Überdies nehmen Frauen einen weit größeren Anteil der Charaktere ein als anderswo, und nicht zuletzt entlarvt jemand Emmet als den Scheinhelden hinter der tatsächlich aktiven Lucy.
Viel Handlung ist dies indes nicht, aber viele Emotionen und einiges an Gags. Ein großer Teil davon richtet sich direkt an ein älteres Publikum, das sich mit den diversen Batman-Besetzungen auskennt, mit dem wiederholten Auftauchen von Bruce Willis in Lüftungsschächten etwas anfangen kann und den Zusammenhang zwischen Fluxkompensator und Tardis sieht. Superheldenfilme (wie Superman den Rasen mäht!) und Musicals bekommen ihr Fett weg oder werden ganz einfach bedient, das lässt sich nicht immer trennen und erfüllt den Tatbestand der allermeisten Animationsfilme, die sich explizit abgrenzen wollen und am Ende doch nur auf die schäbige Disney-Gefühlstube drücken; die Ohrwürmer im Lego-Film etwa sind im Rahmen der Handlung als solche angelegt, funktionieren aber trotzdem wie der normale unerträgliche Radiowahnsinn. Hier fallen solche Aspekte nur weniger unangenehm auf, vermutlich, weil der Betrachter sich über die Meta-Ebene mit dem Selbstspielen leichter zugehörig fühlt.
Man bekommt zahlreiche Gelegenheiten, lauthals loszuprusten, und doch sind es weniger als im ersten Film, was aber nicht schlimm ist. Merkwürdig ist der übereilte Einstieg in die Story, der Uneingeweihte nur schwer bis gar nicht folgen können und bis zu dem Moment, als anfangs das reichlich überdrehte Tempo gemächlich wird, innerlich abgeschaltet haben. Unangebracht ist der Satz der Mutter, die behauptet, auf einen Legostein zu treten sei so schmerzhaft wie eine Geburt. Ansonsten lässt sich mit Tonfall, Story, Witzen und allem recht gut auskommen. Hier ist alles super, auch nach 5 Uhr 15 nachmittags noch. Schöner Zirkelschluss: Der Vater ruft aus dem Off einen Satz, den Emmet im ersten Film sagte.
Interessanterweise legt Lego mit seinem Merchandise falsche Fährten. Wer sich vor dem Filmgucken das Angebot an Lego-Sets oder Minifiguren zu Gemüte führt, bekommt falsche Eindrücke davon, was Teil der Handlung oder wer als Figur relevant sein könnte. Im Grunde denkt man sich vorab schon eigene Geschichten aus, etwa rund um die Classic-Space-Squad Benny, Jenny, Lenny und Kenny, die im Film aber nur einmal kurz zu sehen sind, und gibt sich damit dem Sinn von Lego hin. Glücklicherweise ist man vom Ausbleiben seiner Vorab-Lieblinge nicht enttäuscht, weil der Film ja von sich aus noch genug Begeisterndes zu bieten hat.