Von Matthias Bosenick (08.10.2018)
Ganz allein kriegt er’s auch hin: Aus Kostengründen ist das neue Album von Spiritualized mehr oder weniger ein Soloprojekt von Bandchef Jason Pierce. Weil er mal wieder Bock hatte, seine eigene Musik in Albumform zu bringen, macht er genau das, ein Album voll mit genau der Musik, die man unter Spiritualized erwartet – mit keiner Abweichung, keiner Neuerung, keinem Experiment. Was für ein experimentelles Projekt schon beinahe gewagt ist. „And Nothing Hurt“ ist in sich gut, Drogengospelspacerock auf hohem Niveau, aber komplett frei von Innovation. Aber das Cover ist schön!.
Wenn man Spiritualized seit 28 Jahren verfolgt, hat man eine ungefähre Erwartung an ein neues Album und daran, wie die Musik zu klingen hat, und die erfüllt Pierce auch artig. Die Musik basiert grob auf Rock, ist gern elegisch und auf Schwerelosigkeit ausgerichtet, transportiert diese wie auch immer induzierte Spiritualität mit einem Gospelanstrich, lässt gelegentlich ein wohliges dissonantes Tröten vernehmen und bemüht ansonsten recht gern den zum Mitwiegen animierenden Dreivierteltakt. Also alles korrekt auf „And Nothing Hurt“.
Und doch wundert man sich, dass man nicht das Gefühl hat, wirklich ein neues Spiritualized-Album zu hören. Selbst innerhalb der Platte fallen manche Unterschiede kaum ins Gewicht, verglichen mit dem Rest der Diskographie – sieben Alben seit 1992 – wirkt „And Nothing Hurt“ eher wie eine Best-Of als wie eine Sammlung neuer Songs. Als nächstes wundert man sich, dass einem die Lieder zwar vertraut vorkommen, dass man sie aber nicht konkret wiedererkennt; das ist dann wohl das eindeutige Indiz, es doch mit bislang unveröffentlichten Kompositionen zu tun zu haben.
Und so ganz allein war Pierce natürlich auch nicht. So viel Gospelchor liegt dann doch nicht in seiner Stimme, und so ganz mag er auf seine bei aller Wechselhaftigkeit inzwischen teilweise doch langjährigen Mitmusiker verzichten. Denn obwohl das Vorgängeralbum auch schon sechs Jahre alt ist, dauert es doch erheblich, eine solche Opulenz wie auf „And Nothing Hurt“ allein zu generieren, zumindest, sofern man noch ein Leben drumherum hat.
Anders als bei den drei Alben davor, „Amazing Grace“, „Songs In A&E“ und „Sweet Heart Sweet Light“, ist das Artwork nicht mehr nur noch gut bis lustig, sondern auch noch der Musik entsprechend opulent: Die CD kommt in einem Doppelklappcover, das in einem Schuber steckt. Hübsch ansehnlich und aufwändig, wenn auch natürlich nicht so sehr wie die Zwölf-Tabletten-Schachtel von „Ladies And Gentlemen We Are Floating In Space“. Immerhin! Und auch, wenn die Musik nicht so einfallsreich ist: Schlecht ist sie auch nicht. Wer „And Nothing Hurt“ hört, hört es gern.