Von Matthias Bosenick (19.06.2018)
Im völlig durchkapitalisierten Sub- und Kulturbetrieb noch authentisch sein zu wollen, ist ein Kampf gegen Windmühlen. Das Wolfsburger Punk-Trio Penner Badulzke nimmt diesen Kampf auf und die damit einhergehenden Paradoxa in Kauf. Nachzuhören auf dem im Eigenvertrieb veröffentlichten Debütalbum „Punk der Woche“, das ein Manifest des Scheiterns ist: unkommerziell schlecht und damit authentisch gespielt sowie ein als Anti-Kommerzpunk verkauftes Kommerzprodukt. So klingt es, wenn sich August Ferdinand Möbius im Grabe umdreht.
Bei Penner Badulzke handelt es sich um eine selbsterklärte Liveband, die ihre Songs mit Temposchwankungen, Einsatzverpassern und anderen Fehlgriffen garniert. Dem liegt ein nicht geringer Humor inne, der zum Vorschein kommt, weil jederzeit erkennbar ist, dass es sich bei den dreien um eigentlich versierte Musiker handelt. Als Statement gegen glattpolierten Pseudopunk der Marke Green Day, Tote Hosen oder Ärzte will Chefpenner Marc D. den Badulzke-Sound aufgefasst wissen, und damit hat er natürlich Recht, denn um Punkmusik handelt es sich bei den Platten der Schlagerbarden längst nicht mehr. Nun muss aber unglatter Punk nicht gleich stümperhaft sein, auch aus nichtkommerzieller Musik darf Könnertum dringen. Andernfalls wird das Produkt unhörbar, zumindest im Heimgebrauch, wenn das Liveerleben ausbleibt. Sich beim Genuss von „Punk der Woche“ die Doppelbödigkeit denken zu müssen, ist eine gelinde Hürde.
Die Diskussion um nichtkommerzielle Musik als Verkaufsprodukt ist älter als der Punk. Einerseits setzen die Musiker mit ihrer Verweigerungshaltung ein Zeichen, andererseits wollen sie es ebenso verkaufen wie diejenigen Musiker ihre Produkte, gegen die sie opponieren. Da beißt sich die Katze in Rückenlage in den Oroborus.
Dieses Album setzt eine Reihe fort, die D. vor Jahren begann (mit den Bonner Präservativen, den letzten Kavalieren, den Weltenrettern und solo sowie mit diversen Büchern): erst Provokation, dann Provokation der anderen Provokateure, dann Provokation der Protegés. Dabei kann D. trotz aller geballten Fäuste eines nicht verbergen, nämlich, dass er ein guter Texter ist, dem Ideen nur so aus der Feder fließen. Gleichwohl versucht er bisweilen, diese Qualität im Sudel zu vergraben; da wird es dann blutig, obszön, aggressiv. Und doch zeigen seine Lieder immer auch eine Melancholie, Verletzlichkeit, Emotionalität, ohne die die Werke von D. wohl in Gänze unerträglich wären. So ist jede Steigerung D.s im vermeintlichen Kampf gegen den Rest der Welt in Wahrheit wohl nicht nur im Hintergrund ein Kampf gegen sich selbst. Erfreulich, dass er darin immer wieder Unterstützer findet; diese hier nennen sich Herr Tellmann und Der Eff.
Der „Punk der Woche“ ist nicht schön. Aber in seiner Bedeutung ist er relevant, sein Anliegen ist hehr und seine ernsthafte Systemkritik birgt Humor. Produziert übrigens von Jonas Kolb, aber das hätte er gar nicht machen müssen. Das Album kommt als CDr im schicken Pappklappcover.