Von Matthias Bosenick (12.09.2017)
Unter dem formidabel googlebaren Namen Human taten sich Vater und Sohn Hönig aus Hagen zusammen: Ein Krautrock-NDW-Gitarren-Veteran sowie ein Beatproduzent und Gastgitarrist bei Rappern. Liest sich seltsam, aber in dieser Kombination dominiert keine von beiden Prägungen, und das macht „Human“ wieder interessant. Es ist noch nicht einmal ein irgendwie gitarrenlastiges Album geworden. So richtig rockig wird es erst im dritten Track, vielmehr erzeugen die beiden Hönigs flächige Räume, in denen sie sich gegenseitig unaufgeregt, untertourig und repetetiv agieren lassen. Mit gelegentlichen Ausflügen ins All.
Es ist davon auszugehen, dass die Beats hier ebenfalls „produziert“ sind, also nicht einem echt gespielten Schlagzeug entspringen; damit bilden die Rhythmen hier kein organisches Element wie in einer Band, sondern vielmehr ein Gerüst für die musikalischen Ausdrucksformen wie etwa bei den Sisters Of Mercy (nur in anderen Genres). Gitarre und Stimme dominieren, der Gesang stellt ein eigenes Instrument dar. Der Rest ist synthetisch, aber unauffällig. Es geht also um die Songs, beziehungsweise um die Räume, die die Hönigs kreieren, und die öffnen sich bisweilen ins Unendliche. An dieser Stelle ist der Krautrock des Vaters dann doch wahrnehmbar; die Expertise des Sohnes findet sich weniger in Form von Hip Hop als in den gebastelten Beats an sich.
Zum Personal: Der Vater ist Andreas Hönig, auch „Bubi“ genannt (und auf der CD als „A. Hönig van Huijgevoort“ gelistet), Mitglied seit den Neunzigern bei Extrabreit (aus Hagen, wie Nena) sowie davor schon bei den Wittener Progrockern Faithful Breath und der Hagener Institution Green. Der Sohn ist Jan Hönig, bekannt als Clitko aus der Band The Vandals, die im Verbund mit der Rap-Crew Too Strong in Erscheinung trat.
Womöglich ist es die vorsichtige Annäherung der Generationen, die das gemeinsame Ergebnis etwas zurückhaltend erscheinen lässt. So richtig Gas geben sie nur selten, dann aber eindrucksvoll, und so richtig nachhaltig bleibt kaum ein Stück in Erinnerung. Was nichts an der Qualität der Musik ändert: Die Hönigs sind gut in dem, was sie tun, und es macht einigen Spaß, ihnen dabei zuzuhören. Doch hört man „Human“ wohl vielmehr wegen der Ausflüge in die Unendlichkeit, mit denen man konzentriertes Arbeiten oder gedankenlose Entspannung untermalt, als um seiner selbst Willen. Schlecht macht dies das Album keineswegs.