Von Matthias Bosenick (15.08.2017)
Schwarzgefärbtes aus der DIY-Garage: Mit Recht beschreibt Dan Scary seine Musik als einen Mix aus Gruft und Punk. Alle Instrumente spielt er selbst, das Schlagzeug programmiert er, die Texte sind davon geprägt, dass ihn das, was er um sich herum wahrnimmt, mindestens anwidert. Seinen Protest drückt er nicht nur mit Wut, sondern auch mit von Wut geprägtem Humor aus. Musikalisch ist er deutlich in den Achtzigern sozialisiert; den Sound bekommt man heute eher selten noch zu hören. Zeitgemäß oldschool.
Gitarre, Bass, Drummachine, Keyboard, dunkler Gesang, Uptempo: Man erinnert sich gern an Red Lorry Yellow Lorry oder die Sisters Of Mercy, an Alien Sex Fiend oder The Misfits, an frühen Goth aus den Achtzigern, der sich noch nicht aus sich selbst speiste, sondern sich erst als Reaktion auf Punk, Progrock und Synthiepop selbst fand. Dem Punk ist hier eher das etwas flottere Tempo entnommen; morbide, kritische Texte hatten manche Gruftis auch damals schon, das ist also eher Schnittmenge als Crossover.
Neigt er in den Strophen eher zum Rezitieren, entfaltet Dan Scary seinen Hang zum Ohrwurm in jedem Refrain. „Leichenwetter“, „So krank“, „Angstbeißer“: Man hat alle drei Songs nach kurzer Zeit im Kopf und ertappt sich dabei, dass man sie munter vor sich hin trällert, obwohl sie eigentlich gar nicht so munter gemeint sind. Das liegt wohl daran, dass man sich darüber freut, einen weiteren Soundtrack für den Unsinn in der Welt bekommen zu haben. „Alles ist so krank“, da hat der Wolfsburger Solomusiker wohl Recht.
Dem Selbstgemachten ist geschuldet, dass der Sound weniger fett ist als bei einer Hochglanzproduktion. Wer audiophil sucht, soll Pink Floyd hören. Hier geht es um die musikalischen Ideen, und die treten ja trotzdem hervor.
Die EP gibt es als Download bei Bandcamp.