Von Matthias Bosenick (24.08.2012)
Ein waschechtes B-Movie: unlogische Handlung, löchriges Drehbuch, miese Dialoge, stereotype Charaktere – aber sehenswerte Effekte, insbesondere in 3D. Das wäre ja soweit alles noch okay, wenn es sich bei dem vorliegenden Film nicht um „Prometheus“ handelte, das Quasi-Prequel zu „Alien“, dem dieser Film ganz und gar nicht gerecht wird.
Die Geschichte ist an sich ganz gut: Eine Raumschiffbesatzung ist unterwegs zu einem Planeten, den Wissenschaftler anhand vorgeschichtlicher Höhlenmalereien in weiter Ferne lokalisierten. Die Wissenschaftler versprechen sich, dort Antworten auf die Frage zu bekommen, woher die Menschen kommen. Vor Ort geraten die Abenteurer in eine Art Pyramide, finden humanoide Leichen und stecken sich mit einem Virus an. Der totgeglaubte Geldgeber finanzierte die Expedition nur deshalb, weil er von Leuten, die das Leben erschaffen, erwartet, dass sie es auch erhalten können. Doch es stellt sich heraus, dass der Planet nicht der Ursprung der dem Menschen genetisch entsprechenden Außerirdischen ist, sondern deren Waffenlager. Am Ende sind alle tot, bis auf eine Wissenschaftlerin, die mit dem aus „Alien“ bekannten Raumschiff zum Heimatplaneten der Menschenerschaffer fliegen will, um herauszubekommen, warum sie den Menschen eben erst erschaffen und dann wieder ausrotten wollen.
Klingt gut so. Doch der Brite Scott verfällt in reines Hollywood: Erklärungen sind nicht nötig, wenn stattdessen die Spannung künstlich aufgebaut werden kann. Künstlich in der Tat, denn er verwendet tausendfach bekannte Versatzstücke, vom Schreckmoment mit dem Tentakel an der Scheibe bis zum schnellenden Alienwurm in der Mundhöhle. Die Charaktere führt er in 70er-Katastrophenfilm-Manier mit stereotypen Einzeilern ein und entwickelt sie nicht. Insbesondere die Lichtjahre weit von Sigourney Weaver agierende Noomi Rapace kann ihrer Figur keine Glaubwürdigkeit abringen. Die Elemente, die nicht von „Alien“ hinlänglich bekannt sind, wie der abgetrennte sprechende Androidenkopf oder Astronauten, die durch Tunnel rennen, sind schwarze Viren aus „Akte X“ oder der latent menschenfeindliche Androide à la HAL 9000 in „2001: A Space Odyssey“. Dieser Androide heißt immerhin wie Herr Bowie David, ansonsten ist er Hauptquell der Unkonkretheit: Er kann die außerirdische Anlage bedienen, obwohl er nie dort war – von wem hat er sein Wissen? Warum infiziert er den Wissenschaftler, der mit seiner Frau noch ein Wesen zeugt? David kann schlecht ahnen, dass die beiden noch poppen, bevor der Mann stirbt. Die Frau entfernt sich das Wesen gegen Davids Willen selbst, wird David gegenüber aber nie skeptisch. David braucht einen Transponder, wie alle, um mit der Crew zu kommunizieren, außer am Schluss, da versteht ihn die Frau auch bei CO2-Atmosphäre durch ihren Helm. Schlimm ist auch, dass Scott ständig neue außerirdische Horror-Wesen einführt: Im Tempel lauern Alien-Schlangen, die die Astronauten wahlweise auslutschen oder zu brutalen Hulks machen, warum auch immer sie nicht denselben Effekt auf die Menschen haben. Die Leibesfrucht aus der Vireninfektion ist ein Krake, der ohne auch nur irgendein Futter gigantisch groß wird und einen menschenähnlichen Außerirdischen befällt, um in seinem Körper das zu auszubrüten, was als Film zeitlich erst danach kommt: das klassische Giger-Alien. Und wo sind die Facehugger?
An das Ende schließt sich ja nun eigentlich „Alien“ an. Doch lässt es befürchten, dass irgendwer sich bemüßigt sieht, die Geschichte zu verfilmen, was die eigentlich entkräftete Wissenschaftlerin mit dem geköpften Androiden im geklauten Alien-Raumschiff so erlebt. Allein, es lässt einen kalt. Immerhin: Die Bilder sind toll, insbesondere in 3D.