Von Matthias Bosenick (02.08.2016)
Yes, I want it, and I need it: Mit nur vier Songs empfehlen sich die musikhistorisch regional stark aktiven drei Jungs von Van Damned für eine Live-Performance mit erwartbar astreinem Partycharakter. Macht die behaarten Oberkörper frei, Männer, und holt die Luftgitarren raus: Hier rockt der Blues nach Art der Siebziger, er lässt dabei reichlich Platz für Verspieltheiten. Das Trio beherrscht eine ansteckende Dynamik, die sich nicht hinter vordergründigem Rockertum verstecken lässt. Wenn diese Vorgeschmacks-CD auch nur ansatzweise exemplarisch für den Livespirit stehen sollte, ist da sicher einiges rauszuholen. Auch ohne Clubatmo lässt die CD die Füße wippen und den Kopf nicken. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass diese CD live im Studio eingespielt wurde – das merkt man. Yes, I want it!
Zwar gibt es diese Mini-CD schon eine Weile, doch erst Anfang dieses Jahres veröffentlichte die Band auch das Video zum ersten Song „I’ll Do It Again“. Das ist in seinem Minimalismus so begnadet gut, dass es eine verspätete Betrachtung der ganzen CD einfordert: Das Trio ist an einer Theke am existieren gefilmt, nur Sänger und Bassist Krehfeld grinst den Text gutgelaunt in die Kamera, links und rechts pennen Sänger und Gitarrist André „Mighty“ Borawski sowie Schlagzeuger „König Olaf“ Heuer. Im Refrain erwachen die und stimmen mit ein: „I’ll Do It Again“, um sich hernach wieder der Ausnüchterung hinzugeben. Ohne einen Schnitt trällert die Band den Bluesrock in die Kamera – weil die anderen Aufnahmen nichts geworden sind. Das Ergebnis ist quasi ein Kompromiss, und wenn man das bedenkt, ist man froh, dass das Konzept in die Hose ging, denn so gut wie dieses improvisierte Video hätte kein gewolltes werden können. Lustig, sympathisch und gut.
Sicherlich lassen sich in der Musik des Trios Wegmarken vergangener Jahrzehnte identifizieren, von Led Zeppelin über George Thorogood bis hin zu D-A-D. Reine Kopisten sind sie deshalb nicht und sie vermeiden es außerdem, auf der derzeit angesagten Retrowelle mitzuschwimmen, die sich in den Blues Pills, Kadavar und Ghost manifestiert. Dafür haben sie viel zu gute Laune. Überraschend ist das beinahe folkloristisch startende „No Regrets“ mit melodisch tirilierender Akustikklampfe und hyperaktivem Bass, das alsbald in einen fast progressiven Uptempopopsong mündet. Beinahe gewöhnlich riffrockt anschließend „Car Wash“, deutlich bluesgniedeliger schließt das trunken gniedelnde „Loved“ die EP ab.
Die Qualität der Musik rührt weitgehend daher, dass die drei Musiker schon diverse Jahre in ebenso diversen Bands auf dem Buckel haben. Man kommt mit dem Auflisten kaum nach: André Borawski hinterließ Credits bei Bands wie Redkey, Steeltower, Heavens Gate, Creeperhead/Creeper2, Peacemaker, Inzest, Death Attack, Shooting Gallery, Steelhunter, The Gee Suz Batteries, Volkman – Wolfsburger Prominenz also. Olaf Heuer war unter anderem bei Madrill, Uppercut und Square Waves, Herr Krehfeld war nicht weniger aktiv mindestens bei Die letzten Kavaliere und Hellfish. Eine geballte Tüte Regionalhistorie also. Und das hört man. Die Jungs haben niemandem etwas zu beweisen, sie rocken für sich und stecken den lauschenden Rest damit an. Und das Video ist aber auch gut.