Von Michael „Schepper“ Schaefer (16.06.2012)
Moin,
naja, dass mein freier Donnerstag so ganz im Zeichen der 80er Jahre stehen sollte, war eigentlich auch nicht so geplant, aber cool.
Das Ganze fing schon morgens an, als mir quasi beim Aufwachen ein ziemlich dämlicher Text und eine hartrockende Melodie im Kopf rumschwirrten. Also schnell den Bass geschnappt, harte Riffs und dämliche Textzeilen aufgeschrieben und fertig war mal wieder ein Songgerüst. Heißt „Hardrock Woman“ und klingt verdammt nach 80er-Hairmetal (mach ich sonst nicht…).
Nachmittags bei Bassart Guitars hab‘ ich dann die neuesten Basskreationen von Matti vor laufender Kamera ausprobiert. Nanu? Das Design kenne ich doch? Das sind die neuen „Amazing Bass“ Modelle, weiterentwickelt aus einer Form der späten 80er Jahre. Schick!
Im Anschluss hab‘ ich dann meinen guten alten Basskumpel Björn in Wendhausen besucht. Mit meiner geliebten Yamaha SR 500, Baujahr 19fünfundachtzig!
Und danach ging ich seit langem mal wieder ins C1-Kino, um mir „Rock Of Ages“ anzugucken. Außer fünf! zahlenden Gästen hatte sich niemand im Kino eingefunden…
Irgendwie war ich schon ziemlich zwiegespalten gespannt. Einerseits gab es die richtig guten Kritiken in Zeitschriften und im Fersehapparat, andererseits ist das ja ’ne Musicalverfilmung, und sowas kann ja mitunter ganz schön nerven, vom Hauptrollenspielenden Sektentomas mal ganz abgesehen. Aber hier geht es ja schließlich um den harten Rock der 80er und genau da war ich nämlich damals auch mit dabei. Zwar nicht in L.A., sondern im Großraum Gifhorn, aber da flog ja auch bekanntlich die Hardrockkuh…
Dann ging’s los. Das süße Mädel vom Lande Sherrie (Julianne Hough, mit geilen 80er-Klamotten und Farrah-Fawcett-Gedächtnis-Frisur) düst mit dem Greyhound-Bus nach L.A.,um dort Karriere zu machen. Als bereits da die Hauptakteuse anfängt zu singen und der gesamte Bus mit einsteigt, wurden meine Musicalbefürchtungen ersteinmal bestätigt. Das sollte doch bitte nicht den ganzen Film so weitergehen, oder? Zum Glück endet der Singsang, als der Bus in Los Angeles hält, die Türen öffnet und das Landei rauskullern lässt. Da sieht man’s mal wieder: In L.A. wird alles Gut!
Wie sich das gehört, verschafft ihr der Möchtegernrockstar Drew einen Job im angesagten Rockclub „Bourbon Room“ (Szenekenner wissen, dass damit nur das „Whisky a GoGo“ gemeint sein kann). Dort plant der abgehalfterte Kneipenoberlude Dennis (Alec Baldwin – endlich mal in einer seriösen Rolle!) ein Konzert der Band „Arsenal“ mit dem coolen Frontmann Stacee Jaxx. Richtig geraten: Jetzt kommt Tom Cruise ins Spiel, welches er relativ bescheiden angeht. Selbst Dieter Hallervorden würde mit Tattoos, Langhaarperücke und Rockerklamotten cool rüberkommen… Doch das schöne Hartrockleben wird erheblich gestört von der scharfen Bürgermeistergattin (Catherine Zeta-Jones), die zusammen mit ihrer Moralapostelfraktion dem bunten Treiben ein Ende bereiten will (und diese Dame spielt ihre Rolle klasse. Voller Elan und Selbstironie).
Nach vielen Irrungen, Wirrungen und Missverständnissen siegt jedoch das Gute wieder mal über das Böse. Äähh, oder hier wohl eher andersrum – das Coole über das Spießige, der Held bekommt das Mädchen und die böse Hexe wird Backstage…
Auf jeden Fall haben die Filmemacher ihre Hausaufgaben gemacht. Musikkenner finden etliche Hinweise auf Bands, Musiker, Vorkommnisse und Orte. Auch diverse „richtige“ Mucker sind im Film zu entdecken (z.B. Sebastian Bach von Skid Row). Alles in Allem ein bunter Popcornfilm (gibt’s auch Rockcorn?) mit schmaler Handlung, cooler Musik (außer „We built this city on Rock’n Roll“, der war auch in den 80ern schon Scheiße!) und einigen guten Lachern.
Und was machen wir nach dem Kino mit dem angebrochen Tag?
Genau – ab in die Schweinebärmannbar.
Dort angekommen, traf ich auf ein paar durchaus bekannte Gesichter. Ivo war guter Dinge und die zweite Band des Abends sollte gleich aufspielen.
Häh, was’n das? Die Typen auf der Bühne sahen genauso aus, als wären sie aus dem eben gesehenen Film entsprungen. „Nightlife“ spielten Hairmetal, Cockrock, Glam Metal, 80er-Jahre-Hardrock mit feisten Stirnbändern, langen Haaren, Pilotenbrillen und Tuckenklamotten aus Muttis Kleiderschrank – und das sogar sehr gut!
Frontmann Benno hatte das Publikum gut im Griff (immer schön David-Lee-Roth-Videos gucken!) und die Saitenfraktion verstand ebenfalls ihr Handwerk. Endlich mal „normal“ gestimmte Ketarren und ein Sänger, der auch mal die hohen (Eier) Tonlagen erklomm.
Sogar Frank Sch., Hartrockexperte der schreibenden Zunft, zeigte sich hocherfreut über die „zweistimmigen“ Gitarrensoli („Geil, fast wie bei Thin Lizzy!!!“), Lehrerin Iris K. lobte die ironischen Texte und Ausnahmedrummer Boris K. war voll des Lobes ob der hartrockenden Bühnenpräsentation.
Diverse Eigenkompositionen wurden fett dargeboten und machten richtig Freude. Diese Band MUSS man im Auge behalten!!!
Mein persönlicher Lieblingssong war dann „Primeminister of Rock’n’Roll“. Und da biss sich die Schlange in den Schwanz und wir waren wieder bei komischen 80er-Texten – genauso wie bei mir am Morgen.
Waren doch gar nicht so schlecht, die 80er, oder?
Reingehauen und Rock’n’Roll