Meshuggah – Koloss – Nuclear Blast 2012

Von Matthias Bosenick (03.06.2012)

Komplex war die Sorte Metal der Schweden Meshuggah schon immer, auch auf dem Debüt „Contradictions Collapse“ von 1991. Mit dem hüpfbaren Nachfolger „Destroy Erase Improve“ setzten sie 1995 einen Pflock in die Metallandschaft und die Messlatte so hoch, dass sich jedes folgende Album daran messen lassen musste. Die logische Konsequenz war, dass Meshuggah in der Folge mehr und mehr die Pfade des mitschnipsbaren Songs verließen und auf „Catch Thirtythree“ 2005 sogar die Grenzen der Stücke vollkommen verwischten. Zurück zum Kompakten ging es 2008 auf „Obzen“, noch kompakter ist nun „Koloss“. Die Grundzutaten bleiben vertraut: unvorhersehbares temporeiches heftiges Gebolze und keifendes Geschrei. Anders als auf „Obzen“ gönnen Meshuggah sich und den Hörern auf „Koloss“ jedoch keine Atempause.

Es erstaunt aber immer wieder, dass sich die extrem komplexen Tracks von Meshuggah irgendwann als eingängig herausstellen. Nicht beim ersten Hören, zumindest nicht seit den Nullerjahren. Zunächst nimmt man daher auch „Koloss“ als einen Brocken wahr. Gitarren, Bass, Schlagzeug und Stimme rotieren scheinbar losgelöst voneinander umeinander. Durchgehendes Mitwippen kann man sich schon lange abgewöhnen, weil selbst den schönsten Viervierteltakt immer wieder ein Fünfviertelschlag unterbricht und den Kopf ins Leere nicken lässt. Das frustriert aber nicht, sondern lässt lächeln. Vierviertelmetaller gibt es schließlich genug, hier bekommt man eben etwas Einzigartiges. Ganz wie bei den Landsleuten Opeth stellt man beim häufigen Hören der Alben fest, dass sie sehr wohl schlüssig und nachvollziehbar sind, dass sie gar Hits haben, Ohrwürmer nach bestem Gewissen. Mit dem Wiedererkennen steigt auch der Spaß noch weiter und man versucht, die rhythmisch ungewöhnlichen Bassschläge unter dem Gegniedel auswendig zu lernen, weil man ja schließlich aufs Mitwippen nicht verzichten will. Und siehe da, es klappt. Oft.

Einziges Manko an „Koloss“ ist, dass es durchgehend nur ein Energielevel hat. Meshuggah malmen 50 Minuten lang alles nieder und gönnen sich lediglich zum Abschluss einen Ambienttrack, wie man ihn von Fear Factory kennt. Den in der Mitte platziert, das hätte dem Album gutgetan. Aber das ist Meckern auf extrem hohen Niveau: Meshuggah bleiben die Speerspitze des modernen Metal.

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