„Κραυγή“ ist Griechisch und heißt „Schrei“, und der Name passt sehr gut zu diesem Black-Metal-Projekt. Mit Geschrei und Geschrammel nach klassischer Art beginnt die selbstbetitelte Debüt-EP des griechisch-brasilianischen Duos. Das wäre für sich vielleicht gar nicht so spannend, doch belassen es die beiden Musiker dabei nicht, sondern streuen dezidiert unerwartete Instrumentalpassagen ein, ohne die die fünf Tracks zwar im Sinne des Purismus die Anforderungen erfüllen, darüber hinaus aber eher belanglos, weil altbekannt wären. Das Altbekannte ist dabei sogar die Intention des Duos, nur eben mit dazwischengehebelten Eigenwilligkeiten. Und alle schreien mit: „Kravgi, Kravgi …“
Das Tempo ist natürlich irrwitzig hoch, mit dem Enrih Strange im Alleingang die Tracks einspielt. Eine nicht eben tief gestimmte Gitarre, ein im Hintergrund versteckter Bass und ein Blastbeat-Schlagzeug stellen das Grundgerüst zu diesem absichtlich oldschool gehaltenen Black Metal, zu dem sich Grito die Seele und so einiges mehr aus dem Leib schreit. Die Grundstimmung ist kalt und wehklagend. So weit, so konform. Doch plötzlich erklingt zu Beginn des dritten Tracks eine Akustikgitarre, die dem Sound eine unerwartete Wärme hinzufügt, bevor das Duo in das vertraute Muster zurückfällt. Kurz vor Schluss reduziert Enrih die Musik des Tracks vorübergehend auf eine einsame E-Gitarre und unterbricht den Malstrom einmal mehr. Im vierten Track verleiht Enrih dann der flirrenden Gitarre mehr Wärme und wie der erste fadet der in einer beinahe schweigenden Stille aus.
Spannend ist die Zusammensetzung des Duos: Bei Grito handelt es sich um George alias Paranøia von Vintermørke und alias Papa Hermit von Mountain Hermit, der in Trikala residiert und via Internet mit anderen Black-Metal-Musikern weltweit zusammenarbeitet. Dieses Mal mit Enrih Strange aus Sorocaba, São Paulo, Brasilien, der in unzähligen Projekten aktiv ist, darunter Crying Impostor, Dark Purity, Sorgens Kammer, Deformed Rottinflesh, Obscurial Embers und vielen mehr, wie er selbst angibt. Zudem erarbeiteten Lisa Lawrence und Aether Vortex Designs das Cover, das zum Projektnamen passend eine schwarzweiße Black-Metal-Variante des Edvard-Munch-Gemäldes „Der Schrei“ zeigt. So geht das heuzutage!