StripperCake – Live in der Kneipe im Rebenpark, Braunschweig, am 28. November 2015

Von Matthias Bosenick (29.11.2015) / Auch erschienen auf Kult-Tour – Der Stadtblog

Wenn das die Jugend von heute ist, gibt es Hoffnung. StripperCake aus Braunschweig machen Party-Stoner-Rock mit Orgel. Ein ansteckender Mix, vor allem live, da übertragen die fünf Jungs vom ersten Ton an Energie aufs Publikum. Sie machen ganz viel richtig: Zwar ist die Musik an vielen Stellen komplex, aber nicht zum Selbstzweck; die anspruchsvollen Passagen fallen angenehm auf, bremsen aber nicht die Feierlaune. Und dann diese Orgel! Deep Purple wären froh, noch so viel Blut in sich zu haben. Die Band nahm diesen Auftritt außerdem zum Anlass, ihre Vier-Track-Demo-CD vorzustellen. Das Konzert fand im Rahmen einer Party und Bilderschau von Rudi Rauschgift in der Kneipe im Braunschweiger Rebenpark statt, Gastgeber war die Kneipen-Gruppe des Silver Clubs.

Die heavy Gitarre übernimmt bei StripperCake vornehmlich rhythmische Aufgaben, wenn Gitarrist André sich nicht gerade in Soli hineinsteigert. Der Bass von Max treibt die Grooves voran, Carstens Schlagzeug versorgt den Sound mit überraschenden Breaks und Fills – und die Melodien kommen aus der Orgel, von Ben nicht als schlichtes Beiwerk bedient, und genau das macht den Unterschied. An Tims Stimme muss man sich zunächst gewöhnen, besonders auf der CD, da entwickelt sie nicht ganz die Kraft, wie sie die Liveperformance des Hüpfemannes überträgt; aber das macht nichts. Ohnehin, live sind StripperCake eine Bombe, da ist die CD mit ihren vier Tracks im Vergleich vielmehr ein Souvenir: Sie deutet das gigantische Potenzial der Band eher an, als sie es abbildet. Macht natürlich trotzdem Spaß.

Musikalisch wildern sich StripperCake durch fast 50 Jahre psychedelischer Kiffermucke und sonstiger härterer Alternativen. Natürlich erinnert der Orgeleinsatz an Deep Purple, natürlich denkt man auch mal an Birthcontrol, Black Sabbath und weiß der Geier wen noch. Doch sind die Braunschweiger keine Klone. Der Beat ist oft dem Neunziger-Crossover entliehen und lädt damit von sich aus schon zum Hüpfen ein; das hatten die Erfinder beispielsweise nicht zu bieten. StripperCake setzen zwar nicht auf Speed, spielen ihre Songs aber trotzdem in einem höheren Tempo als die Urahnen. Viele Songs sind außerdem das, was man heute wohl progressiv nennt: Sie bestehen aus mehr als nur Strophe, Refrain und Bridge, zudem durchsetzt sie das Schlagzeug mit Taktwechseln und höchst aufregenden Effekten. Das indes schaffen alle Musiker: mit ausgeklügelten Spezialeffekten zunächst überraschen und dann die Party weiter befeuern. Unfassbar, was die Jungs alles richtig machen. Und sich dabei so verausgaben, dass dem Sänger gegen Ende die Stimme wegbleibt. Macht nix, trotzdem gibt es Zugaben. Das ist mal Einsatz. Der sich lohnt, die Meute tanzt, hüpft, nickt mit und grinst so breit, wie die Musik klingt. Rock’n’Roll, Mann!