Sonic Wolves – Before The End Comes – Taxi Driver Records 2016

Von Matthias Bosenick (09.07.2016)

Verdammt: Indianer! Extrem tief verwurzelt in psychedelisch heavyrockenden Siebzigern, hieven die vier Musiker aus Alessandria bei Genua den Stoner Rock ins Classic-Rock-Regal, nur rotziger. Man hört diesem Debüt an, dass sie allesamt schon zum Teil langjährige Erfahrungen in anderen Bands haben; genannt seien hier unter anderem Pentagram und Ufomammut. Das gibt auch grob die Spannweite dieses gut halbstündigen Albums wieder.

Heavyness muss nicht immer schnell sein, besonders dann nicht, wenn sie psychedelische Grundlagen hat. Die Sonic Wolves arbeiten mit soliden Grooves, auf denen sie ihre bei diversen Siebziger-Hardrock-Bands gelernten Riffs und Gitarreneffekte ausleben. Beim Riffing belassen es die Leute gottlob nicht, auch die psychedelische Gitarre flirrt nicht für sich allein im Space herum: Es ist immer genügend Raum für kleine Spielereien und Ziselierungen. Der Bass brummt und fuzzt, die Stimme kling beinahe weiblich. Passt alles. Und gelegentlich gehen sogar die Gäule mit ihnen durch. Platz für die Gegenwart indes gibt es auf „Before The End Comes“ kein Bisschen.

Das Gegenwärtige an dieser Musik ist möglicherweise, dass der Mix der Elemente so in den Siebzigern noch nicht in der Ausgereiftheit existierte. Ansonsten ist die Band so retro, wie es seit einiger Zeit in dem Genre angesagt ist. Aber kompromissloser, weniger auf Radiotauglichkeit getrimmt. Dennoch erkennt man viele Patterns wieder, die es schon seit 40 Jahren in der Rockmusik gibt, und auch die Kuhglocke kramen sie wieder hervor. Sicherlich ist diese Rückwärtsorientiertheit weitgehend obsolet, diese Diskussion ergibt sich bei jeder Retro-Veröffentlichung. Wer aus so etwas keinen Bock hat, lässt halt die Finger davon, aber wer sich in dem Genre zu Hause fühlt, bekommt hier eine nach oben ausreißende Qualitätsmusik, denn nicht jedes Retro ist gleich gut, und so vermengt und rumpelnd bekifft wie hier kann es auch den Retroverweigerern Spaß machen.

Interessant ist die Zusammensetzung der Band. Vorn steht eine Frau, die Bassistin Kayt Vigil, die aus den USA nach Alessandria auswanderte und in einer Vielzahl von Bands spielt und spielte, darunter 2008 bei den Doom-Klassikern Pentagram. Zusammen mit Schlagzeuger Vita ist sie nebenbei bei Rogue State aktiv, und Vita kennt man auch von Ufomammut. Die weiteren Musiker sind Sänger und Gitarrist Paolo Melotto von Psyconauts sowie Gitarrist Diniz. Auf ihren alten Demos gaben sie sich noch den Heavy-Metal-Umlaut und schrieben sich Sönic Wölves – das gaben sie auf diesem Debüt leider auf. Man wird ja seriös. Zumindest optisch. Röck’n’Röll!