Sky Sharks – Marc Fehse – D 2020

Von Matthias Bosenick (27.08.2021)

Ein hai-loses Durcheinander: An einen Film mit fliegenden Haien und Nazi-Zombies hat man Erwartungen, die „Sky Sharks“ vom sympathischen Braunschweiger Regisseur Marc Fehse leider nicht erfüllt. Bessere Dialoge und vor allem ein deutlich besserer Schnitt wären für diesen Film vonnöten, der sich womöglich nicht mal für künftige Trashfilm-Listen etabliert. Die Bilder sind ganz ansprechend, die Musik ist es auch (inklusive Wiederhören mit Fehses früheren Band Phase V im Abspann), die Idee und die Schauspielerriege nicht minder, aber das allein macht den bedauerlicherweise Film nicht zu einem Vergnügen. Dafür fehlt es neben Dramaturgie auch an Humor.

Für seine Splatterkomödie erdachte sich Fehse ein solides Konzept: Nazis entwickelten eine Substanz, die Gefallene zu Zombies macht, und kombinierten diese mit fliegenden Haien als Luftstreitkraft. Den Zweiten Weltkrieg gewannen sie damit trotzdem nicht. Im Vietnamkrieg verbesserten sie diese Armee als rehabilitierte Wissenschaftler für das US-Militär. Alsbald verschwanden die fliegenden Zombienazis rätselhafterweise – und schwärmen nun mutiert von einem in der Arktis auftauchenden Kriegsschiff aus wieder aus, um die Welt zu erobern. Und Flugzeuge. Nur der ewig lebende damalige Nazi-Wissenschaftler kann sie noch aufhalten. Spoiler: Macht er auch.

Klingt angenehm schlüssig als Basis für eine Splatterkomödie, nicht? Doch leider wirkt das Ergebnis, als habe man einem Abifilmteam zu viel Geld in die Hand gedrückt. Fehse will zu viel und verliert sein eigentliches Ziel aus den Augen. „Sky Sharks“ hat: Flugzeugunglückfilme à la „Airport“ mit kurz angerissenen Einzelschicksalen, irgendwas mit Haien, irgendwas mit Nazis, irgendwas mit Wissenschaftlern, irgendwas mit nackten Frauen und Porno, irgendwas mit Splatter, irgendwas mit größenwahnsinniger Welteroberung, irgendwas mit gemeinschaftlichem Widerstand und zäher, langweiliger Videokonferenz, aber von allem zu viel und nichts ausführlich genug, um wirken zu können. Außer Brüste und Sex, das wirkt jedoch zu viel.

Es gelingt Fehse nicht, für seine Zutaten eine effektive Mixtur zu finden. Die Figuren bleiben schablonenhaft, viele Dialoge sind zu oft komplett sinnfrei, insbesondere in den Flugzeugkatastrophenfilmsequenzen, und sind zudem derartig klotzig montiert, dass sie keine Emotionalität transportieren. „Mutter, du fehlst mir“, puh. Dabei stimmen die Grundzüge sogar, Fehse hätte nur einen versierteren Cutter an seiner Seite haben sollen, der die über viele Jahre angehäuften Sequenzen flott aneinanderschnippelt und das Füllmaterial entsorgt. Und davon gibt es zuhauf. Die Trailer zeigen ja, dass es auch ansprechend geht; da sieht der Film besser aus, als er ist. Das Timing fehlt.

Schlechtes Timing, miese Dialoge: Nicht schlimm, meint man, man hat ja noch Nazis, Zombies und fliegende Haie. Aber die nur aus der Ferne und nur selten, man kommt ihnen nicht nahe, der Hai bleibt ein beliebiges bemanntes Flugobjekt, die seit Steven Spielberg so gefürchteten Zähne stellen hier keine Bedrohung dar, die auf den Fischen reitenden Zombies nur in den blutigen Flugzeugsequenzen. Die einem alsbald auch noch überflüssig erscheinen: Zwischendurch erfährt man, dass die Nazizombies die Welt erobern wollen und dafür überall Hauptstädte überfallen wie in „Mars Attacks!“und anderen Filmen dieser Art, aber womit man sie dann kriegt, sind – Passagierflugzeuge. Welches Interesse sie daran haben, bleibt offen. Ebenso, wer sie überhaupt anführt: Es gibt keinen klassischen Oberbösewicht, Endgegner, Hauptschurken. Nur den Haupthelden, Klaus Richter. Der frühere Naziwissenschaftler, heute Dank des Nazi-Serums 150 Jahre alt, und seine zwei Töchter stellen sich der untoten Streitmacht.

Schön, aber: Warum schickt Richter eine seiner Töchter in die Arktis, wenn er doch weiß, dass dort seine eigene todbringende Kreation lauert? Warum setzt er seine Endwaffe erst am Schluss ein, wenn ihm die weltumspannende Gefahr doch gleich bekannt ist? Wer steuert sie? Die Zombiefrau? Oder die Generalin aus dem Abspann, bei der es sich vermutlich um die angeblich verstorbene Frau Richter handelt? Und warum ständig blanke Brüste und Splattersex?

Nun! Schauspieler mit Relevanz gibt’s eine Menge zu sehen, und mit dem Auftritt von Oliver Kalkofe, der hier den Hermann Göring mimen soll, aber doch eher wir ein kostümierter Kalki wirkt, empfiehlt sich Fehse gleich für dessen beliebte TV-Reihe „Schlefaz“ und somit die Zweitverwertung des Films auf dem Zuhausemarkt. Ansehnlich indes sind die meisten Bilder, Fehse hat gute Zuarbeiter, auch im Mediamix; so erinnert es an „Grindhouse“ von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino, dass man hier Trailer von nichtexistierenden Filmen gezeigt bekommt, oder an „Kill Bill“, wenn plötzlich animierte Sequenzen eingearbeitet sind. Musikalisch bleibt Fehse zumeist in den Achtzigern, der Soundtrack ist gut, aber: Wie mit den Bildern ist es auch damit, von allem viel zu viel. Ein Bisschen mehr Arthaus hätte dem Splatter gutgetan, der hier oftmals an Filme von Asylum erinnert: Effektvoller Auftakt, stundenlanges Gelaber, effektvoller Abgang, Schluss. An diesem raucht Richter eine Zigarre und vergisst offenbar, dass die Welt, auf die er anstößt, gerade von seiner Erfindung in Schutt und Asche gelegt wurde. So unempathisch ist auch der Rest des Films.

Was bleibt hängen? Nicht viel. „Sky Sharks“ ist weder „Sharknado“ noch „Iron Sky“. Wie man es richtig gut hinbekommt, mit grandios überzogenem Humor, in knapper Kürze und auf den Punkt, zeigt „Kung Fury“. Das ist ausgesprochen schade. Dennoch ist es befremdlich, dass der Film nicht in der Heimatstadt des Regisseurs läuft, wo der sogar einen nicht unerheblichen Teil drehte. Wenigstens hatte der Rezensent das Glück, den Kinosaal mit einem früheren Bandmitglied Fehses sowie zufällig mit zweien seiner Hausmitbewohner zu teilen.