Sacred Son – Arthurian Catacombs – Sacred Son 2019

Von Matthias Bosenick (18.11.2019)

Aus seinem Soloprojekt machte der Engländer Dane Cross in nur zwei Jahren eine komplette Band: Nicht nur deshalb klingt „Arthurian Catacombs“ ausgereifter als das selbstbetitelte Debüt von Sacred Son. Die größte Aufmerksamkeit wurde dem Musiker indes wegen des Covers zuteil: Darf man sich im Black Metal mit Sonnenbrille vor einer Meeresküste ablichten lassen? Eine Ohrfeige für Puristen also und auf dem vorliegenden Nachfolger ein amtliches atmosphärisches und wechselvolles Stück Schwarzmetall. Dem indes eine wuchtigere Produktion gut getan hätte.

Dieses Mal steht Dane Cross unter dem klassisch unleserlichen Bandnamen-Schriftzug vor einer Kirchenruine, ohne Sonnenbrille, aber im ausgebleichten Jeanshemd unter dem schwarzen Sakko. Damit nähert sich der verunglimpfte Satiriker optisch seinem Sujet an, dem Black Metal. Musikalisch trifft er es ohnehin: Die Gitarre gniedelt schneller, als das Ohr es erfassen kann, das Schlagzeug prügelt blastend dazu und der Gesang brüllt und kreischt anscheinend irgendwas von „torture“. Passt also alles.

Zumindest partiell: Cross gönnt seiner Version von Black Metal, von dem es zahllose Versionen gibt und recht viele, die sich viel zu sehr ähneln, auch Gitarrensoli und Passagen dunkelsten Ambients. Zum Beispiel zum Auftakt: Erst nach den knapp drei Minuten unterschwelligen Dröhnens springt einem die Wucht des abrupt einsetzenden zweiten Stückes erst so richtig ins Gesicht. Von Sonne keine Spur.

Zum Partiellen gehört indes auch, dass man den Bass nicht so gut heraushört. Die Musik scheint sich auf nur einer Ebene zu bewegen, der Sound erscheint beinahe etwas schrill. Und das, obwohl sich Cross eine komplette Band zusammenstellte: Dazu holte er sich Gitarrist Mark Norgate, mit dem er bereits bei Swanwalker spielt, sowie Wrott-Schlagzeuger Jamie Tatnell und Bassist Stuart Gardham.

Und wenn man dann denkt, dass einem das Geboller über die gesamte Spielzeit erhalten bleibt, schiebt Cross wieder ein Dark-Ambient.Stück ein und lässt den Track danach in den von Death-Metal-Sounds getragenen Doom gleiten.Das Tempo bleibt schleppend, die Gitarren aber höher gespielt als beim klassischen Doom, außerdem gemahnt die Stimme nach wie vor an die Zuordnung zum Black Metal. Allmählich rappeln sich die Musiker auf und spielen schneller, aber bis zuletzt ohne die Blasts.

Danach wird das Album wieder atmosphärisch-dunkel, das Stück passt bestens in einen Horrorfilm. „Written and performed by Wandering Rocks“ sei dieses, sagen die Credits, doch scheint es sich dabei um einen weiteren Scherz zu handeln, denn diese Form des akustischen Ausatmens erfordert nicht zwingend die Teilnahme eines anderen Projektes. Derweil suggeriert dieses ausfadende Stück, dass es sich dabei analog zum Opener um den Rauschmeißer handelt, und wieder grinst sich Cross eins, denn danach knallt er einem noch zwei Stücke um die Ohren, von denen gleich das nächste wieder die typische Black-Metal-Ohrfeige beinhaltet. Dieser Song birgt einige Thrash-Passagen, mit galoppierendem Groove, aber nur kurz eingestreut; eine angenehme Erweiterung des Sounds. In über elf Minuten ist auch Zeit, sich an den modernen Post-Black-Metal anzupassen, also den Postrock einfließen zu lassen, indem Cross für eine Weile dezent an der unverzerrten Gitarre zupft, bis er wieder losbrüllt. Die Gitarre sägt fortan, und man mag sie dafür feiern. Zuletzt bleibt Cross seiner Linie doch noch treu und fabriziert endgültig den Rauswerfer, der dem Reinkommer ähnelt.

Man darf nicht den Fehler begehen und das Projekt Sacred Son als reine Spaßangelegenheit abtun. Seine Musik nimmt Cross sehr wohl ernst, lediglich den Habitus des Genres eher nicht. Wer nicht über sich selbst lachen kann, soll eben weiter Kirchen anzünden. Die Sonne tut dem Black Metal gut!

Das Album gibt es als Download und leider wie das Debüt viel zu schnell vergriffen auch als Schallplatte. Für Haptiker existiert als Kompromiss immerhin eine CDr im Cardboard. Und wer ist eigentlich Alessandro Salzano?