Pissed Jeans – Half Divorced – Sup Pop 2024

Von Guido Dörheide (17.03.2024)

Pissed Jeans aus Allentown, Pennsylvania machen eine Mischung aus Hardcore Punk und Noise Rock mit viel Post. Post Punk, Post Hardcore, Post alles Mögliche. Der erste Song des aktuellen, sechsten Albums „Half Divoced“ hört auf den Namen „Killing All The Wrong People“ und beginnt gleich mit einer polterndem Noise-Punk-Mischung und handelt davon, dass es sich beim Töten nicht in erster Linie um eine schlechte Idee handelt, nur dass diese in die falsche Richtung geht, wenn man die falschen Leute tötet. Das ist zumindest mal eine interessante Perspektive.

Der folgende Song „Anti-Sapio“ ist dann mehr punkbeeinflusst und hier geht es dann auch mit schön eingängigen Melodien los, etwas, dass Matt Korvette neben wütendem Gebell ebenfalls souverän beherrscht. Er singt davon, dass er oder vielmehr der Ich-Erzähler antisapiosexuell eingestellt ist, was ich erstmal googeln musste. Aha, sapiosexuell beschreibt, dass man sich vom Intellekt einer Person sexuell angezogen fühlt. Finde ich gut, dass sich damit mal jemand in seiner Musik beschäftigt, hier kriegt man was gelernt.Das folgende „Helicopter Parent“ ist dann wieder mehr Noise/Hardcore als Punk und stellt eine sehr genervte Abrechnung mit Helikopter-Eltern und damit, was diese ihrem Nachwuchs antun, dar, auch das nicht gerade ein typisches Thema innerhalb der härteren Gitarrenmusik, aber unbedingt eins, mit dem die Beschäftigung lohnt. Die beiden folgenden Songs „Cling To A Poisoned Dream“ und „Sixty-Two Thousand Dollars In Debt“ handeln davon, dass sich der Protagonist das Leben, das er führen möchte, finanziell nicht leisten kann, der zweite Song wartet darüber hinaus mit wunderbaren Dead-Kennedys-Gitarrenharmonien auf. „Everywhere Is Bad“ beginnt eher unmeldodiös, dann werden Städte aufgezählt, in denen es Scheiße ist, und am Ende fasst der Refrain („Everywhere, everywhere, everywhere is bad, it’s all bad, bad, bad, bad, bad“) alles zuvor Gesagte nochmal schön anschaulich zusammen.

Das Kernstück des Albums, „Junktime“ erzählt die Geschichte einer Butantank-Explosion und ist in den Strophen krachig, unmelodiös und polterig, was den erzählenden Sprechgesang prima untermalt, und im Refrain entlädt sich alles tatsächlich explosionartig in einem treibend polternden Schlagzeug, geschrienem „I was on my junk time“, dann wird dem Bass und den Gitarren das Feld für einen monotonen und dadurch nicht weniger ansprechenden Dialog überlassen, dann wieder Krach, und aus.

Es folgt eine Aneinanderreihung von fünf unter zweiminütigen, aggressiven Krach-Krachern, dann kommt bereits das letzte Stück, „Moving On“. Dieses sticht durch ein monotones Schlagzeug und ein melodiöses Gitarrenriff sowie eher ruhigen und im Refrain als Chor ertönenden Gesang hervor. Es handelt davon, dass der Protagonist nun weiterzieht, und nach einer Albumlänge von nur etwas mehr als 30 Minuten ist der Spuk dann leider auch schon wieder vorbei und die Zuhörenden haben wieder ihre Ruhe.Das Coverartwork des Albums ist ebenfalls ganz hervorragend, es zeigt eine aus farbigen Flächen und Kontrasten zusammengesetzte, baumbestandene Parklandschaft, durch die mittig eine Straße führt, während aus einem Loch in der Grünfläche eine Rauchsäule aufsteigt.