Fliegende Liebende (Los amantes pasajeros) – Pedro Almodóvar – E 2013

Von Matthias Bosenick (05.07.2013)

Was heißt eigentlich „Enfant terrible“ auf Spanisch? Als ein solches ist Pedro Almodóvar zwar bekannt, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass er sich auf diesem Ruf ausruhen muss. Leider tut er das in „Fliegende Liebende“, der eigentlich „Fliegende Schwanzlutschende“ heißen müsste: Von Liebe keine Spur. Für das Verständnis des Films ist es anscheinend nicht unerheblich, des Meisters Intentionen zu kennen, und alljenen, denen die Vorabinformationen fehlen, kredenzt Almodóvar leider keinen Film, der trotzdem bestens funktioniert. Indes, auch mit den Infos funktioniert der Film nicht.

Was man offenbar wissen muss, ist, dass Almodóvar seinen Film als Semi-Persiflage auf TV-Soaps angelegt hat und außerdem einen Kommentar zur aktuellen Lage in Spanien abgeben will (das will er wohl mit jedem seiner Filme). Letzteres ist mit Blick auf die Handlung in einem Wortspiel einfach entschlüsselt: Spanien hängt grad irgendwie in der Luft. Ersteres ist ein leider wichtiger Hinweis, ohne den man die Dialoge und Personenkonstellationen einfach nur merkwürdig findet, weil man nicht weiß, dass man sie tatsächlich merkwürdig finden soll.

Die Grundidee ist natürlich gut. Almodóvar lässt einen Reigen skurriler Personen in einem Flugzeug aufeinandertreffen, das aus technischen Gründen (für diese sorgten in der Eröffnungssequenz des Regiemeisters Spezis Penelope Cruz und Antonio Banderas) über Spanien kreist und auf eine Gelegenheit zum Notlanden wartet. Nach Soap-Art ergeben sich mehr oder weniger geschickte Verstrickungen. Doch bleiben die Figuren fast schablonenhaft und die Schicksale und Konstellationen überwiegend beliebig. Vielmehr, es steigern sich die Schwanzlutscherthemen, alles dreht sich darum, egal, ob von weiblicher oder männlicher Seite, als sei Sexualität, Liebe gar, auf nichts anderes ausgerichtet. Das nervt, ebenso die verharmlosten Sauf- und Drogen-Exzesse.

Zwischendurch gelingen Almodóvar durchaus schlüssige Momente und lustige Zeilen. Da merkt man dann, was der Meister draufhat, und wundert sich, dass er damit über die gesamte Distanz so hinterm Berg hält. Der Film wirkt wie eine vertane Chance und lässt den Betrachter am Ende gleichgültig zurück. Zumindest sieht der Film gut aus, typisch Almodóvar-farbenfroh halt. Wer ihn nicht sieht, verpasst aber auch nicht allzuviel.

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