Von Matthias Bosenick (16.11.2014)
Fast alles an diesem Film ist zwitterhaft: Er ist halb Komödie, halb Drama; hat im Grunde zwei Hauptfiguren; hat zwei aufeinander folgende Handlungsstränge; pendelt musikalisch von der Avantgarde zum Mainstream; türmt große Geheimnisse auf, die sich letztlich zumeist als banal entpuppen. Den enttäuschend unausgereiften Charakteren stehen brillante Skurrilitäten und eine fabelhafte experimentelle Musik gegenüber. Mindestens das Rehearsal zu „Secure The Galactic Perimeter“ der Film-Band mit dem großartigen Namen The Soronprfbs um den Pappköpfigen Titelgeber Frank bleibt als absoluter Gewinn des Films haften; über den Rest muss man eine Weile nachdenken, und das ist ja auch schon mal was.
Im Mittelpunkt steht der junge Jon, der gerne Rock-Komponist wäre. Als er zufällig dem Suizidversuch des The-Soronprfbs-Keyboarders beiwohnt, verpflichtet ihn Manager Don vom Strand weg auf die Bühne. Obwohl der Milchbubi dort zwischen den Exzentrikern versagt, ist es erneut Don, der Jon für Albumaufnahmen in Irland anheuert. In einem Ferienhaus, zwischen kreativem Pappkopf mit Führungscharisma, muffigem Franzosen, borstiger Aggro-Frau und dem psychisch labilen Don, überschreitet Jon seine kreativen Fähigkeiten und eckt permanent an. Doch der blauäugige Bengel lässt sich nicht beirren und organisiert der Band einen Internet-Hype und daraus resultierend einen Auftritt in den USA, beim „Sounth By Sout West“-Festival, kurz SxSW. Dort kippt die Stimmung angesichts des bevorstehenden Gigs vor vermeintlich vielen Followern, nachdem sich bereits einer aus der Gruppe in Irland umgebracht hat. Letztlich geht es The Soronprfbs wohl vielmehr um die therapeutische Komponente des Musikmachens als um die große Bühne. Nach einer Messerstecherei und anderen Katastrophen verliert Frank buchstäblich seinen Kopf und verschwindet unerkannt. Jons Los ist es nun, den angerichteten Schaden wieder gut zu machen, denn letztlich ist er mit seinen ungelenken Ambitionen der Auslöser für all die Zusammen- und Auseinanderbrüche.
Im Abschnitt in Irland dreht es sich um das fragile Bandgefüge und den Außenseiter, der ständig tumb dazwischengrätscht, im Verlauf motiviert durch eine diffuse Zuneigung, die der respektierte Bandchef Frank ihm entgegenbringt. Daraus resultieren allerhand absurde Situationen, indem die unterschiedlichen Figuren aufeinandertreffen. Aus der Nähe sind es Egomanien und harte Abneigungen, aus der Ferne Ringelreihen, an Köpfe geworfene Stöcke oder Laufspiele mit Schlägen. In der mittleren, viel interessanteren Distanz beobachtet man den kreativen Prozess in Franks Kopf. Dessen Pappigkeit ist zwar Thema, aber Jon muss akzeptieren, dass man hinter die Maskerade nicht blicken kann. Das Thema rückt dafür im US-Teil des Films in den Mittelpunkt.
Trotz der Vielzahl guter Ideen hinterlässt der Film an vielen Stellen ein Gefühl von verschenkten Chancen. Die gelegentlichen Skurrilitäten sind einfallsreich, wirken aber bemüht und sogar bedeutungslos, sobald der Film die ernsthafte Richtung einschlägt; manche Bandmitglieder sind leider eher Staffage. Mit etwas mehr kreativer Sorgfalt hätten die Charaktere mehr Tiefe gehabt und deren Aufeinandertreffen stringentere Absurditäten erzeugt. Doch sollten manche Elemente am Ende wohl eine Erklärung bekommen; gerade das nimmt ihnen aber den Zauber und entlarvt eine mangelnde Tiefe. Die Funktion des Pappkopfes etwa wäre nachhaltiger, wenn der Grund dafür kein Thema gewesen, sondern die Existenz eines permanent bepappten Sängers schlicht als gegeben akzeptiert worden wäre. So kommt es zu einem Drama, das wenig überzeugt, da die Figuren, um die es geht, in der absurden Hälfte als nicht gerade ernstzunehmend eingeführt wurden. So bleibt es auch unverständlich, dass eine Band aus solchen harten Hunden ein beratungsresistentes, sich selbst überschätzendes Weichei wie Jon akzeptiert. Jon lernt nicht aus den Zurückweisungen und der Rest weist ihn nicht konkret in seine Schranken – so etwas funktioniert als Story nur, wenn es nicht noch ernst werden soll. Bei „Scott Pilgrim vs The World“ wirkte das besser, weil es stringenter und konsequenter war. Frank an sich bleibt zwar auch ohne Kopf ein Rätsel, aber das eher deshalb, weil sich auch sein Charakter unplausibel verschiebt (nicht wie beim anderen berühmten maskierten Film-Frank, dem in „Donnie Darko“): Der kreative Großmeister und Zampano will plötzlich von Jon angestachelt mit Mainstream dem SxSW-Publikum gefallen (obwohl sein Mainstream zugegebenermaßen eher unmainstreamig nach den Residents klingt).
Immerhin, die Musik ist großartig, und die ist sogar von allen Schauspielern (Michael Fassbender als Frank singt) selbst gespielt. Auch gelingen diverse brillante Pointen, nicht nur gute Musikerwitze. Die Bilder sind schön, „Frank“ ist anschaulich in Szene gesetzt. Am Ende scheint Jon dann doch etwas gelernt zu haben; das ist notwendig, um nicht vollends den Respekt vor ihm zu verlieren.