25 km/h – Markus Goller – D 2018

Von Michael „Schepper“ Schaefer (17.02.2019)

Irgendwas geht immer am Wochenende. Wir sind schließlich in Braunschweig“, antwortete Serge, als ich ihm sagte, dass ich noch nicht wisse, was ich abends machen würde.

Und er hatte Recht. Mein Samstagabendsdeckeaufdenkopffall-Syndrom trieb mich also ins kleine, feine Universum-Kino und in den Film „25 km/h“, den ich eigentlich schon längst gucken wollte.

Ich mag Roadmovies – meistens. Der Weg ist das Ziel und irgendwie kommt man dann doch wieder bei sich selber an. Naja, zumindest etwas anders. Aber: Egal, wohin du auch fährst, Du nimmst dich immer selbst mit. So sagte zumindest schlauerweise immer meine alte Bekannte Iris.

Und so war es denn auch hier. Die zwei mittlerweile nicht mehr so gleichen Brüder Georg und Christian (mit Bjarne Mädel und Lars Eidinger hervorragend besetzt) treffen sich auf der Beerdigung ihres Vaters im heimatlichen Schwarzwald. Der eine hat sich jahrelang um den kranken Vater gekümmert und der andere ist als Businessman in der Weltgeschichte herumgereist.

Den ersten Zoff gab es schon gleich bei der Beerdigung, aber wie das immer so ist, raufen sich die Brüder wieder zusammen und starten, nach dem Genuss nicht unerheblicher Mengen an Alkohol, die Tour, die sie schon als Jugendliche geplant hatten. Eine Fahrt quer durch Deutschland, bei der diverse Aufgaben gelöst werden müssen, und mit dem Ziel, am Timmendorfer Strand ins Meer zu pinkeln.

Es ist klar, dass man unweigerlich an den Klassiker „Easy Rider“ denkt, wenn zwei Typen auf Zweirädern mit Verbrennungsmotor über den Highway, äh, die Bundesstraßen knattern, auf der Suche nach Freiheit, Abenteuern und sich selbst. Ein paar Reminiszenzen wurden dann auch eingebaut. Das „NickNickNick“ mit gleichzeitigem Anwinkeln des Armes nach dem Trinken von Schnaps stammt im Original von Jack Nicholson (Mist, jetzt hab ich‘s verraten. Zu schön war‘s immer, wenn ich das beim Teetrinken gemacht habe und die erstaunten Zugucker fragte, aus welchem Film das denn stamme. Außer Matze und Jörg wusste es natürlich keiner… :). Auch diverse Fahrszenen lassen immer wieder Vergleiche aufkommen (ich würde mein Dennis-Hopper-und-Peter-Fonda-Poster jedenfalls sofort gegen so‘n Mofabild tauschen).

Gerade, wenn man früher selbst Mofatyp war, kann man sich noch besser in die Protagonisten hineinversetzen (mein Mofa läuft übrigens immer noch und wird mittlerweile von der Tochter meines alten Freundes Chrischan gefahren. Damals hatte ich schon einen gedrillten Chopperlenker drangebaut und war so der coolste Typ im Ort. Woran sich übrigens bis heute nix geändert hat 😉 ).

Die Brüder arbeiten sich also stetig durch ihre To-do-Liste und neben Sex (naja…), dem Genuss von Alkohol und Drogen (ja, irgendwie auch…), dem Umwerfen von schlafenden Kühen (auch das läuft anders als geplant…) landen die beiden zufällig auf einem Hippiefestival, wo Christian Georg offenbart, dass er einen Jugendlichen Sohn hat. Die Tour führt also auf Georgs Drängen nach Berlin, um Christians Sohn zu treffen, den er übrigens noch nie gesehen hat.

Die Kontaktaufnahme läuft auch anders als gedacht, aber davon lebt ja dieser Film. Nichts läuft wie geplant und es gibt immer wieder lustige und schräge Überraschungen und Einfälle.

Auf der Weiterreise landen sie auf einem Campingplatz und verzocken beim Tischtennisspielen gegen Camperproll „Hantel“ (von Wotan Wilke Möhring mit einer Inbrunst gespielt, dass es eine wahre Freude ist) ihre Mofas. Zumindest die Zündapp können sie allerdings zurückklauen und setzen damit zu zweit ihre Fahrt an die Ostsee fort… Und mehr wird hier nicht verraten…

Fazit: Wir haben hier einen mit Liebe gemachten Film mit glaubwürdigen Schauspielern, denen man anmerkt, dass sie total Bock auf die Sache haben, und einer guten Geschichte voller origineller Überraschungen. Ich habe laut gelacht, leise geschmunzelt, wissend genickt und auch hier und da ein feuchtes Äuglein gekriegt (ja ich bin ein sentimentales Kerlchen – na und 😉 ).

Ein toller Film… hat Spaß gemacht… nochmal…