зелёный дядя u сёрферы чёрной дыры – Коллективная безответственность – Black Hole Surfers 2023

Von Matthias Bosenick (03.05.2023)

Vier Songs, vier Genres: Endachtziger-The-Cure, Orgel-Surf-Sixties-Garage, Speed-Spacerock-Stoner und zuletzt Electro-Surf-Cowpunk-Polka, alles mit Druck und einer hörbaren schlechten Laune, angesichts der Lage, in der sich Musiker aus Russland befinden, die mit gewissen Aktivitäten ihrer Landesfürsten nicht einverstanden sind und dafür womöglich Repressalien zu erdulden haben, sowie einer grandiose Spielfreude, die es mit sich bringt, dass das Quartett зелёный дядя u сёрферы чёрной дыры (wörtlich: „Grüner Onkel und die Surfer des Schwarzen Lochs“, international: Black Hole Surfers) aus Нижний Новгород (Nischni Nowgorod) innerhalb ihrer Songs den ohnehin schon wilden Genres nicht treu bleiben und herumimprovisieren.

Wie sich der Bass, das schleppende Schlagzeug mit Hall, die Flanger-Gitarre und der wehmütige Synthie im Opener „В конце строки“ („Am Ende der Zeile“) sowas von akkurat an „Disintegration“ von The Cure lehnen, das machen selbst The Cure seitdem nicht mehr so. Eine herrliche Pastice, nur dass der Gesang etwas anders ist, tiefer, aber ansonsten bringt es die Waverock-Stimmung aus der Zeit gut zurück, zu der der Eiserne Vorhang fiel, hinter dem die Musiker selbst von denen abgetrennt waren, die solche Musik 1989 erfanden.

Ja, und dann: Der Bass bekommt in „Хорошо не жили“ („Keine gute Art zu leben“) einen Fuzz verpasst, aus dem Synthie wird eine Orgel, die Gitarre kommt in die Garage, der Gesang in den Verzerrer, zwischendurch verliert sich die Band im All, dann prescht sie wieder los, die Bassdrum kickt im hohen BPM-Bereich, und doch bleibt dieser Spacerock-Unterton, im Wechsel mit gewaltigen Ausbrüchen. Der Song geht fließend in „Отрицательный рост“ („Negatives Wachstum“) über, das Tempo bleibt hoch, die Gitarre flirrt spacig und das Schlagzeug nimmt irrsinnig Fahrt auf. Auch der Gesang bekommt den Hall, den Spacerock dringend braucht. Das mostet, ebenso das finale „Рассвет“ („Dämmerung“), das mit einem dem Country entlehnten Cowpunk-Rhythmus dahergaloppiert und zwischendurch seine Gitarren im Postrock verankert – bis dann der technoide Synthie dazustößt und der Gemengelage eine völlig unerwartete Richtung aufdrückt. Keine Atempause und ein extremer Kontrast zum ersten Stück, das alles.

„Fuck the war“, schreiben die Black Hole Surfers in Versalien auf der Bandcamp-Seite dieser EP. Dazu passt deren Titel, der übersetzt „Kollektive Verantwortungslosigkeit“ heißt. Die Band besteht aus Sänger und Gitarrist Vova Sokołow, Schlagzeuger Michael „Misha“ Skryabin, Keyboarderin Anastasia „Nastya“ Smorodinova und Bassist Konstatin „Kostya“ Korolev.