Unalei – Fato Illacrimata Sepoltura – Unalei 2025

Von Matthias Bosenick (31.03.2025)

Eine ausnehmend kontrastreiche EP bringt Karim Federico Sanna unter seinem Alias Unalei heraus: Die nur drei kurzen Tracks auf „Fato Illacrimata Sepoltura“ kombinieren Klassik und Death Metal auf eine ungewöhnliche Weise. Wie ein Hase springt die Musik zwischen den Elementen herum und fesselt damit jede Aufmerksamkeit, dazu trägt der Römer seine Texte beinahe sakral intoniert vor, wo er sie nicht keift. Mit diesen knapp 13 Minuten Musik verarbeitet er die Coronazeit und verabschiedet sich von dem, wohin sich Italien seitdem entwickelte, lässt er wissen.

Schaltet man „Atlante“ ein, denkt man, man habe es mit einer Spoken-Word-Platte zu tun, doch nach einigen Momenten bricht ein Symphonic Metal über die Hörenden herein. Mit Streichern generiert Unalei Epik und Bombast und singt dazu sakral-hoch, künstlerisch, kunstvoll, artikuliert, theatralisch. Doch die Musik verändert sich fortwährend, es bleibt nicht beim Kitsch, es wird ruhig, es wird heftig, das Schlagzeug überschlägt sich, ein Death-Metal-Keifen setzt die Kontrastpunkte ans andere Ende der Skala. In diesem Spannungsfeld bleibt auch „L’Ancora“, das zunächst wie die Metal-Version von Rondo Veneziano daherkommt und sein Drama auch mit einem Wechselspiel aus Klavier und Streichern generiert. Speed-Metal mit Orchester gibt’s dann zunächst in „Di Donne e del mare“, schön im Walzertakt eingeschunkelt, bis das Stück als einziges dieser EP auch mal eine durchgehende Instrumental-Passage ohne Breaks zulässt.

Man braucht beinahe länger, Sannas Begleittext zu lesen, als die Musik zu hören. Es geht um die Coronazeit, um gesellschaftliche, persönliche und politische Veränderungen, die seitdem eintraten, negative zumeist, und Sanna fasst diese EP daher als Abschied ans Mediterrane auf, als Lebewohl an das Land, an die Jugend sowie an Drama, Freunde und Liebende. Den Titel der EP borgte er sich beim Sonnet „A Zacinto“ von Ugo Foscolo aus. Sanna selbst übernahm Gesang, Orchesterarrangements und Gitarren, für Bass und Schlagzeug holte er sich Federico Pistolesi und David Folchitto ins Studio.

Außer der Akustik-Live-EP „Charities“ war das Album „Galatea“ das bisher letzte Lebenszeichen von Unalei, nach diversen EPs und einem Debüt-Album, die ab 2014 herausgekommen waren. Jenes „Galatea“ erschien ungefähr gleichzeitig wie das Virus, dessen Auswirkungen Sanna zwischen 2018 und 2020 in die drei Stücke der neuen EP einwirken ließ, was interessant ist, weil das ja dann noch vor der Pandemie war, und sie dann erst jetzt aufnahm und herausbrachte. Die CD dieser EP hat überdies sechs Bonus-Tracks, bei denen es sich um Alternativversionen der drei Stücke handelt, mal mit Orchester, mal mit Piano, mal als Demo.

Kuriose Musik, die mit dem Symphonic-Metal-Anteil zunächst verschreckt, aber aufgrund ihrer kunstvollen Kombination aufhorchen lässt. Ein interessantes Konzept.