Von Matthias Bosenick (18.11.2018)
Ein schönes Doppelpack an Sludge und Doom kredenzte da das Nexus: Treedeon und The Moth loteten die verschiedenen Enden der heruntergestimmten Gitarrenbrettskala aus. Während Treedeon quasi einmal am Stück in die Fresse hieben, schlugen The Moth eher von verschiedenen Seiten unvermittelt zu. Mit Yvonne Ducksworth stand bei Treedeon überdies eine verdiente Veteranin des Punkrock auf der Bühne: Sie war 25 Jahre lang Gesicht und Stimme von Jingo de Lunch.
Was beide Bands einte: die (offenbar in einem Fall unfreiwillige) Trio-Besetzung, die Frau am Bass, der zweistimmige Gesang und die Eigeneinordnung in die Richtung Doom/Sludge. Letzteres ist Ansichtssache, hilft aber als grobe Orientierung, denn beide Bands brachten sich unterschiedlich in diese Genres ein. Noch am langsamsten und damit doomigsten starteten Treedeon, die im Verlauf der Dreiviertelstunde ihres Auftritts das Tempo sukzessive anhoben und zum Schluss sogar einzelne Gäste in Flummis verzauberten. Dabei dröhnte Treedeons Variante des Doom wie ein Teppich, der aus Schmirgelpapier von der Feinheit einer Geröllwüste bestand und auf dem man sich eine Dreiviertelstunde lang auf die Kappe legte. Das ging unablässig immer mitten ins Antlitz. Kunstvolle Feinheiten brauchte dieser Doom nicht, die hätten nur gestört; die einzige Variante brachte der Gitarrist mit gelegentlichem Betätigen seines Wah-Wahs ein. Diese fast spacigen Parts bildeten Treedeons Besonderheit – der Rest diente vorrangig dazu, so Yvonne per Ansage, „dem Alltag zu entfliehen“. Ziel erreicht!
Sofort mit Tempo legten hernach The Moth los. Zwar bezeichneten sie ihre Musik als Sludge, doch waren sie dafür etwas zu schnell und nicht dunkel genug. Keine Kritik: The Moth gingen ausgeprägt nach vorn, und was ihr Schlagzeuger da veranstaltete, ließ staunen und headbangen. Der angekündigte zweite Schlagzeuger war dieses Mal nicht mit von der Partie, aber der anwesende ließ auch gar nichts vermissen. Die einzelnen Stücke setzten nicht auf intensive Länge, sondern auf wechselnde Parts. Gitarre und Bass klangen wie ein akkurat arbeitendes Sägewerk und schlugen sich gegen Ende des Gigs sogar angenehm auf die Seite des Thrash Metal. Hier kam die Brutalität nicht immer direkt von vorn ins Gesicht, sondern schlug auch mal seitwärts zu oder in den Nacken. Und dahin ganz besonders heftig.
Für Treedeon, neben Yvonne Ducksworth von Jingo de Lunch übrigens ist bei ihnen noch Arne Heesch von Ulme recht populär, war der Gig gleichzeitig Werbung für ihr zweites Album „Under The Machineel“. The Moth bedienten sich aus dem Repertoire von bereits drei Alben, deren letztes nahezu genau ein Jahr alt ist. Bei beiden haben die Stimmen übrigens in den Studioversionen deutlich mehr Gewicht, live wirkten sie beinahe wie Instrumentalbands mit gelegentlichem Wutgebrüll.
Macht einen launigen Abend mit tiefer gestimmtem Krawall. Das mag merkwürdig klingen, doch erzeugten beide Bands eine Menge Spaß. Nickende Köpfe, tanzende Körper und zappelnde Glieder zeigten da ein deutliches Bild. Ein schönes Vergnügen!