Von Matthias Bosenick (17.05.2016)
Die Jugend ist noch oldschool! Zumindest, was die Darreichungsform ihrer Musik betrifft, nicht ihre Musik: Als „Tape“ veröffentlichen die Jungzwanziger von Solbrud aus Kopenhagen ihren modernen Black Metal. Enthalten sind ein neuer und ein Live-Track, zusammen über 20 Minuten Musik – und komplett frei von Downloads und Streaming. Man braucht wirklich ein Kassettenabspielgerät. Und Tempo, denn von den 120 Exemplaren kommen nur 100 in den Vertrieb.
Der erste, neue Track „Besat af Mørke“ („Besessen von Dunkelheit“) braucht mehr als die halbe Spielzeit, um seine Mörtelstrecke zugunsten von Groove und Gegniedel aufzugeben. Startet das Stück noch mit klassischem Geblaste, scheint sich der Beat nach fünf Minuten zu beruhigen und flirrt alsbald eine sphärische Pink-Floyd-Gitarre dazu. Genau damit heben sie das vermeintlich stumpfe, tatsächlich aber ambientale Mörteln vom klassischen Black Metal ab und geben dem Stück so etwas wie Songcharakter. Könnte glatt ein Hit werden. Wenn.
„Klippemennesket“ („Felsenmenschen“) auf der B-Seite (jawohl!) stammt vom jüngsten Album „Jærtegn“ („Menetekel“). Dort ist es zwar mit 15 noch zwei Minuten länger, aber deshalb hier nicht schneller. Es startet mit einem schleppenden Blast, und auch hier kippt es nach der Hälfte in etwas Anderes, und zwar bleiben die Beats komplett aus, das Stück wird für ein paar Augenblicke zu einem dunklen Klimpern auf Gitarre und Bass, bis es in ein irrwitziges Riffgeballer mit hymnischer Speedgitarre schwenkt. Sobald dann der gepresste Keifgesang wieder abebbt, verlässt das Quartett den Pfad der klaren Noten und lässt die Gitarren nach Shoegaze-art seitlich wegkippen. Bis zur Rückkehr zum Ausgangssound. Nicht umsonst gilt der Song als Solbruds bester.
Das Tape kommt in einer hübschen Pappschachtel mit beigelegter Plastikhülle. Ein Downloadcode liegt nicht bei, aber wer findig ist, wird fündig, denn im Dänischen Radio, auf P6, spielten sie beide Seiten des Tapes in der Sendung „Sort Søndag“, und die ist sehr wohl im Internet nachzuhören. Auf jeden Fall lohnt sich natürlich die Bestellung: