Von Matthias Bosenick (29.12.2012)
Mal ehrlich, Douglas McCarthy ist eine der coolsten Säue unter der Sonne. Mit seiner Pornosonnebrille und im schwarzen Anzug tobt der 46-Jährige über die Bühne – eigentlich abstoßend, diese Vorstellung, insbesondere, wenn man weiß, dass er sich dabei zwischendurch auch mal sinnlich mit der Hand über den Schritt fährt, aber hey: Der darf das, dem steht das, der ist cool. Die Musik auch, wenngleich die, trotz zweier Bühnenmusiker (Bon Harris, Jason Payne), die auch an der letzten CD beteiligt waren, schließlich sind sie Bandmitglieder, so klingt, als käme sie aus der Konserve. Macht nix, die DVD feuert zur Party an, wie es das Konzert selbst offensichtlich auch tat.
Das 15 Jahre nach dem fünften erschienene neue Album „Industrial Complex“ war 2010 eine echte Überraschung, weil fernab von überflüssigen Reuinon-Kohlescheffel-Gedanken musikalisch relevant und den britisch geprägten EBM-Sound von Nitzer Ebb konsequent zwischen einst und heute mit deutlichem Hang zum Eigenen wiedergebend. Die Setlist des Konzertes nun beinhaltet natürlich die großen Hits aus den 80ern, ebenso wie manchen unterschätzten Albumtrack aus der Zeit, aber eben auch Stücke vom neuesten Album. Und, Überraschung: Sie fügen sich bestens ein, weder vom Sound noch vom Songschreiberischen und vom Arrangement her fallen sie aus dem Rahmen.
Heißt: Beats, teilweise live, was ja bei elektronischer Musik immer gut kommt, dazu pluckernde Sounds, repetetive Synthiemelodien, dazu die mehr gerufenen als gesungenen Zeilen von Douglas McCarthy. Wer da nicht sogar vorm Fernseher ins Schwitzen kommt. Als Bonus gibt es ein paar Tracks vom Blackfield Festival sowie ein Interview. Es lohnt sich, sich das limitierte Teil zu sichern. Handnummeriert! Und: Das Konzert gibt’s auch als Doppel-LP.