Von Walter Sparwicz für „Arschhose – für Menschen mit Sitzfleisch im Beinkleid“ (November 2012) / Fotos von Fritz Aly
Dieses Interview mit Müller & die Platemeiercombo, der besten Band aus Ostfalen, führte im Herbst 2012 ein Mitarbeiter des schon kurz darauf wieder eingestellten Magazins mit dem sympathischen Namen „Arschhose – für Menschen mit Sitzfleisch im Beinkleid“. Über eine Dekade lang war diese Gesprächsmitschrift verschollen, tauchte auf abenteuerlichem Weg wieder auf und erfährt hier nun mit Abnicken des Bassisten und KrautNick-Kolumnisten Chrisz Meier nach turbulenter Irrfahrt seine erste Veröffentlichung.
Müller – das verschollene Interview
Anfang November 2012 werden Müller und seine Spießgesellen Plate, Meier und Heyl dem Magazin „Arschhose – für Menschen mit Sitzfleisch im Beinkleid“ ein Interview gewähren. Dieses wird kurz darauf verschollen sein und per Zufall Ende Dezember desselben Jahres von einem Zeitungsjungen in einem Papierkorb in Baden-Baden wiedergefunden werden. Lesen Sie hier exklusiv den Vorabdruck dieses jetzt schon legendären Interviews.
? Ich fang mal unhöflich an: Wie alt seid ihr eigentlich?
Müller: Zehn. Was nur wenige wissen: Ursprünglich waren wir Vierlinge…
Plate: …wenn auch von verschiedenen Vätern…
Müller: …und unserer richtiger Nachname ist Kanone.
? Und die Vornamen?
Müller: Wir waren durchnummeriert. Eins bis Drei feat. Vier. Aus Gründen der besseren Unterscheidbarkeit haben wir uns relativ zügig unsere jetzigen Pseudonyme Müller, Plate, Meier und Heyl zugelegt.
? Glaubt ihr an Gott?
(Heyl und Meier sehen sich Schaufenster an, Müller stopft sich seine Pfeife.)
Plate: Nur, wenn nichts anderes anliegt. Wie war die Frage nochmal?
? Schon gut. Was sind eure Haupteinflüsse?
Müller: Hauptsächlich die Luft, die wir einatmen. Gelegentlich auch noch Essen und Trinken.
Meier: Und schlafen.
? Nein, ich meinte eigentlich, was ist eure Lieblingsmusik?
Plate: Also, ich höre am liebsten sehr gute Musik. Alles andere scheidet schon aus terminlichen Gründen aus.
Meier (kichernd zu Heyl): Er hat „Scheide“ gesagt!
Müller: Und da wären wir wieder bei den Haupteinflüssen. Wenn man nämlich sehr gute Musik hört und dabei einen ausgezeichneten Whiskey zu sich nimmt, bildet sich oft eine Art Elixier, welches die Neuronen im Gehirn derart befeuert, daß man auf die erstaunlichsten Ideen kommt. Manchmal fallen einem sogar selber sehr gute Lieder ein.
? Wie definiert ihr Erfolg?
Heyl: Ich würde Erfolg lieber buchstabieren: E wie … ähh, Moment, eben hatt’ ich’s noch, E wie… egal, weiter. R wie…. Verdammt!! Na, jedenfalls G wie Gage. Richtig hohe Gage.
Müller: Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, daß Erfolg die Voraussetzung für Zufriedenheit ist. Diese wiederum erzeugt Entspannung. Letztlich führt doch alles darauf hinaus, daß man sich entspannt in seine Hängematte zurücklehnt und die Welt da draußen sein lässt, wie sie sein will. Rund oder Scheibe, ganz egal.
Heyl: Jetzt weiß ich wieder! R wie „Rring macht die Kasse“!
Plate (tritt Heyl unter dem Tisch): Wir haben’s kapiert.
Meier (meldet sich): Darf ich noch was sagen?
? Natürlich, gerne. Was denn?
Meier: Was ich in bisher in allen Interviews untergebracht habe: Meine Ansichten zu den drei Hauptübeln dieser Erde.
? Und die wären?
Meier: Erstens Kapitalismus, zweitens Religion und drittens Überbevölkerung.
? Ah ja. Sonst noch Anmerkungen?
Müller: Ich würde gerne noch meinen Hund grüßen.
Heyl: Du hast doch gar keinen.
Müller: Ach was!? Das wusste ich ja noch gar nicht!
? Gut, dann Danke für eure Zeit und viel Glück in der Zukunft!
Plate: Danke, dir auch. Und so habe ich wieder mal das letzte Wort.
Meier: Ja.
Das Interview führte Walter Sparwicz.