Von Matthias Bosenick (20.03.2025)
Kuriose Veröffentlichungspolitik: Ein halbes Jahr nach Erstveröffentlichung bringt die Punk-Metal-, also Metalcore-, Band MATW aus Marseille ihre EP „Endless Loop“ nun nochmal weltweit heraus – und zwar auf Youtube. Na gut, dann gibt man sich das Ding eben dort. Die Musik besteht aus harten Riffs und poppigen Melodien, wie es sich für das Genre gehört, mit eingebauten Studiogimmicks, die das Nackenbrechen beim Headbangen nur befördern, bevor es dann wieder schunkelig-gemütlich wird. Für genrefremde Hörer eher ein Schulterzucken, aber die Heavy-Anteile sind nett anzuhören.
Genau so zieht es sich durch die EP, pro Stück in der Anordnung leicht variiert: Brutale Riffs, lärmendes Geschrei, epische Gitarrenparts, nervenaufreibende melodiöse Klargesangspassagen, atmosphärisches Klimpern, also erst auf die Fresse, dann aufs Sofa. Wer die typischen Metalcore-Gesänge nicht ertragen kann, hat bei einigen Songs echte Probleme, aber dann gibt’s ja auch immer wieder spannendere Passagen, in denen die Band dem Metal näher kommt als dem Pop-Core. Die sicherlich per Studiozauberei eingebauten und nicht handgespielten Sekundenbruchteil-Breaks in „Envy“ lassen aufhorchen, zum Beispiel. Die Santiano-Schunkel-Ballade mit dem Guns-‘N-Roses-Gedächtnistitel „November Pain“ weicht schräg vom Nackenbrechen ab, dafür klingt das Akustikgitarren-Intro von „Hang Back“ empfindlich nach dem Britpop-Schmerzerzeuger „Wonderwall“ von Oasis, wechselt im Verlauf aber beinahe in Richtung Power Metal.
Für Leute, die dem Metalcore ohnehin nichts abgewinnen können, bleibt diese EP an positiven Überraschungen jedoch recht arm. Alles klingt nach Auftragserfüllung, nicht nur innerhalb des Genres reichlich gefällig, sehr angepasst, also nach allem anderen als „Me Against The World“, was MATW offenbar ausformuliert bedeuten soll, schließlich heißt ihr 2015er Album so. Die Band fasst „Endless Loop“ als Begleiter der Vorab-EP „Through The Looking Glass“ auf, die es aus unerklärlichen Gründen ebenfalls nur bei Youtube gibt. Technisch gibt’s hier nix auszusetzen, aber insgesamt ist alles eher etwas für Genrefans.