Altstadtfest Salzgitter-Bad, 15. Juli 2012, mit Epitaph, Guru Guru, Birth Control

 
 

Von Michael „Schepper“ Schaefer (08.08.2012)

Moin,

für das altbekannte Altstadtfest in Salzgitter hatte man sich dieses Jahr etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Es wurden gleich drei klasse Bands aus den guten alten 70er Krautrockjahren eingeladen, um den sonst so „sweethomeknockingonhöllehöllehölle“-vergewöhnten Stammpublikum mal richtige Musik näher zu bringen.

Den Auftakt machten, zu schönstem Kaffeenachmittagswetter, die Jungs von Epitaph. Natürlich wirkte der 70er-Hardrock der Truppe zu dieser Zeit etwas ungewohnt, eignete sich jedoch hervorragend, um den Omis den Kuchen vom Teller zu pusten.

Die Band spielte richtig tight zusammen und vor allem die gedoppelten Soli der beiden Gitarristen Cliff Jackson und (für den verhinderten Heinz Glass eingesprungen) Klaus Walz (ex-Epitaph, jetzt bei Jane) machten richtig was her. Hui, daran erkennt man den Vollblutmucker! Hut ab.

Trotz der widrigen Umstände machte die Band einen guten Job und ließ sich auch nicht durch kleinere Ablenkungen, wie die Mutti, die ihren Sohnemann verloren hatte, aus dem Konzept bringen. Sänger und Basser Bernd Kolbe machte kurz eine kurze Durchsage und versuchte den verschwundenen Bengel mit Süßigkeiten zur Bühne zu locken. Ein echter Profi auch hier. Drummer Achim Poret hielt den Laden zusammen und sorgte für das richtige Timing.

Trotzdem hätte ich die Band gerne zu einer „richtigen“ Rockzeit, mit einer „richtigen“ Lightshow und dem „richtigen“ Publikum gesehen. Auf jeden Fall haben die Jungs aber einen echt guten Eindruck hinterlassen.

Nach der obligatorischen Umbaupause, in der man sich die Altstadt samt Fest mal in Ruhe angucken konnte, ging es dann mit Guru Guru weiter.

Mittlerweile hatte sich der Klesmerplatz gut gefüllt und ein hörwilliges Volk hatte sich eingefunden.

Kultdrummer Mani Neumeier und seine Krautrocker (Roland Schaeffer: git/sax, Hans Reffert: git und Peter Kühmstedt: bass) die mit ihrem spacigen, kauzigen, aber völlig originellen Musikstücken auch schon eine gefühlte Ewigkeit unterwegs sind, hatten das Publikum sofort auf ihrer Seite.

Präsentiert wurden diverse alte Klassiker wie „Ufo“ oder „Wonderland“, diverse abgefahrene Soli sämtlicher Bandmitglieder und natürlich „Elektrolurch“, samt Mani und seinem kultigen Elektrolurchkopfputz vorn am Bühnenrand.

Von sphärischen pinkfloydischen Klängen über progressive Stücke und improvisiert anmutenden Kollagen reichte das Repertoire.

Die Band entlockte ihren Instrumenten die wildesten Klänge und zweifellos sehenswert war das „Percussionsolo“ von Mani, bei dem er mit einem großen Sack zum vorderen Bühnenrand ging, diverse Blechschüsseln, Radkappen und Becher ausschüttete und ein wildes, aber originelles Drumsolo abzog. Cool!

Nach der Pause war es endlich soweit: Birth Control enterten die Bühne.

Bernd „Nossi“ Noske, Schlagzeuger, Sänger und einziges verbliebenes Originalmitglied (jaja, Matze…;) war offenbar in echter Spiellaune, waren doch erste Anzeichen des „Steve-Morse- Syndroms“ (Deep-Purple-Gitarrist) an ihm auszumachen: ständiges Dauergrinsen.

Das hatte er aber zu Recht, denn was die Band hier bot, war Spielfreude pur.

Knaller wie „The work is done“, „Trial trip“ und natürlich die Krautrockhymne überhaupt, „Gamma ray“ , hier in der Maxiversion dargeboten (wie sich das gehört!) ließen das Publikum mitgehen und abtanzen. Auch hier gab es natürlich in guter alter 70er-Jahre-Tradition viele tolle Soli von allen Musikern. Hervorzuheben natürlich das Drumsolo von Nossi (der kann’s!) und das groovige Bass- Solo von Hannes Vesper, der hier mal zeigen durfte, was er drauf hat. Auch die Gitarrensoli von Martin „Ludi“ Ettrich mit seiner Talkbox (mit Schlauch im Mund, wie Peter Framton) kamen Spitze rüber, von den schweineorgeligen Hammondsoli Sascha Kühns ganz zu schweigen.

Auch neuere Songs wurden vorgestellt, die auf der demnäxt erscheinenden Langspielplatte zu hören sein werden.

Tolle Band, klasse Songs, geile Musiker

Fazit: Was die Verantwortlichen des Altstadtfestes hier auf die Beine gestellt haben, kann sich wirklich sehen (und hören) lassen. Das war Spitze! (hüpf)
Achtung, Wiederholung: Tolle Bands, klasse Songs, geile Musiker.

Positiver Nebeneffekt: Man konnte in den Umbaupausen ein wenig rumlaufen und sich auch mal Salzgitter genauer angucken. Und das werde ich auch nochmal tun.

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