Von Matthias Bosenick (11.02.2025)
Hier kommen zwei klassische Faktoren zusammen: Oldschool-Death-Metal und Dracula. Doch gehen Dark Reflection aus Tolentino in den Marken das Ganze auf eine eigene Weise an: Den Death Metal kombinieren sie aus Einflüssen, die sie sich in Kalifornien und Schweden zusammensuchen, und den Herrn Pfähler, der die historische Vorlage für den berühmten Vampir bildete, betrachten sie als Unabhängigkeitskämpfer im Widerstand gegen invasorische Ottomanen. Ihre Debüt-EP „Under The Sign Of Vlad Țepeș“ bringen die vier Italiener nun auf einem rumänischen Label heraus, das passt ja.
Zunächst wiegen Dark Reflection die Hörenden in so etwas wie Sicherheit: Mit „The Forest Of Impaled“ beginnt die EP noch recht schnörkellos oldschoolig, inklusive einer Kopfnicker-Passage bekommt man klassischen Death Metal kredenzt – schnell, growlend, flitzerifforientiert, mit Speed-Solo. So setzt sich der „Battle Of Giurgiu“ zunächst fort, doch erlaubt sich die Band hier erstmals einen Bruch und verschiebt den klassischen in einen modernen, tendenziell progressiven Death Metal: Das Quartett dimmt den Track beinahe kontemplativ herunter, fügt etwas Atmosphäre ein, bringt die Gitarre zum Gniedeln, lässt oldschoolige Kopfnicker-Riffs die Oberhand gewinnen, schunkelt kurz im Dreivierteltakt und setzt den Track dann komplett auf Speed. Auch „The Forest Of Vlăsia“ und „Battle Of Târgoviște“ behalten die Mischung aus Speed und Bruch bei, darin eingebettet: Noiseteppiche, Thrash-Metal-Passagen, ungerader Takte und einiges mehr.
Den Anfang nahm das Projekt Dark Reflection 2022 als Solo-Ding von Riccardo Silla, der seine Vorliebe für die Sounds aus Kalifornien und Schweden in ein eigenes Gewand kleiden wollte. Kurz darauf formte er daraus eine Band, mit Schlagzeuger Lorenzo Domizi (von Bands wie Emperial Abyss oder Bothers), Sänger Mauro „Ulag“ Mancinelli (mit einer langen Growl-Liste: Deathcvlt, In Lacrimaes et Dolor, Osseltion, Feasting, Kthâvâ, SorGHuM, Scala Mercalli, Kaos Engine, Slaves, um nur einige zu nennen) und Gitarrist Michael „Mike“ Rossi (er hat lediglich Pröfane Oath, Scala Mercalli und Arkana Code auf dem Zettel). Hauptkomponist Silla spielte auf der EP Gitarre und Bass ein.
Nun könnte man Metal-Platten rund um Pfähler Vlad Țepeș als ausgenudelt empfinden, doch stürzen sich die Italiener nicht auf das rumänische Dracula-Thema, das man mit dem Namen schnell verbindet, sondern auf den Aspekt des Kriegsherrn, der sich gegen Invasoren zur Wehr setzt. Auf dieser EP geht es also um das Behaupten von Individualität und Unabhängigkeit. Außerdem stellt sie das Debüt dieser Band dar – die man nicht verwechseln sollte mit den Dark Reflection aus Schweden, die seit 2015 Melodic Death Metal machen.