Von Matthias Bosenick (31.01.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour – Der Stadtblog
Was macht man, wenn eine Ramones-Tribute-Band nach Auftrittsmöglichkeiten in Braunschweig fragt? Man bittet eine zweite Punk-Cover-Band dazu und feiert mit rund 120 Gästen eine „Classic Punk Party“. So gaben sich 20 Years Of Hate aus Göttingen und die Ramones Experience Tribute Band aus dem sagenumwobenen Groß Oesingen im Braunschweiger Nexus die Klinke in die Hand. Die After-Show-Party stiegt zwar bei nicht mehr ganz so vollem Haus, aber dafür bis um 4 Uhr. Ein Fest für alle Altersstufen, sehr zur Freude aller Beteiligten.
Zum Start wilderten sich 20 Years Of Hate, zum viertel Mal zu Gast im Nexus, durch die zumeist deutschsprachige Punkgeschichte, mit eigenmächtig erweitertem Horizont. Schon spannend, dass das Coverbandprinzip auch im Punkrock funktioniert: Nicht nur „Polizei SA SS“ von Slime oder „Für immer Punk“ von den Goldenen Zitronen kann man prima und gutgelaunt mitgrölen. Besondere Aufmerksamkeit erregten die Göttinger, als sie Nena in den Punkkosmos hineinzogen, mit „99 Luftballons“ und „Nur geträumt“, und dann sogar den bestenfalls als Protopunks zählenden Ton Steine Scherben eine musikalisch ungewöhnliche Seite abgewannen, mit den enorm beschleunigten „Keine Macht für Niemand“ und „Wir müssen hier raus“. Party! Und ja, auch der Punk ist in die Jahre gekommen.
In der Tat: Das letzte Konzert der echten Ramones fand am 6. August 1996 statt, also vor fast genau 20 Jahren (ohne Hass). Im Publikum ging es zu wie bei einem Veteranentreffen: Man erzählte sich, wie oft man sie bis dahin live gesehen hatte. 20 Jahre also. Wenn sich jetzt erst ein gemischtgealtertes Quartett aus der Lüneburger Heide stilecht in Chucks, Löcherjeans, Lederjacken und Perücken wirft, fragt man sich, warum das nicht schon längst mal irgendwo passiert ist. Nun also im Nexus, und Sänger Vincent (an anderer Stelle auch bei Hoax aktiv) kündigte vorher an, dass sie „32 Songs in 80 Minuten“ spielen wollten. Man weiß nicht, ob sie beide Parameter wirklich einhielten, aber je weiter der Gig fortschritt, desto temporeicher wurden die Stücke und desto mosh der Pit. Als dann nach Ende des eigentlichen Sets die Verkleidungen längst abgelegt waren, kehrten die vier Groß Oesinger einmal mehr für eine Zugabe auf die Bühne zurück und hinterließen dann nur noch verbrannte Erde.
Absolut schweißtreibend und auf kuriose Weise unterhaltend, was die Bands da veranstalteten. Danke Euch zusammen zehn angereisten Musikern, dass Ihr uns diesen Abend beschert habt! Und wo, wenn nicht im Nexus sollte so eine Veranstaltung laufen? Hier muss einmal mehr die Liebenswürdigkeit dieses selbstverwalteten Kulturzentrums gepriesen sein. Es passte einfach alles zusammen, wie immer. Danke für alles!