Trigger Cut – Rogo – diy Records 2021

Von Matthias Bosenick (15.04.2021)

Angepissten Lärm rocken Trigger Cut aus Stuttgart und München auf ihrem zweiten Album „Rogo“. Regeln gibt’s nicht, nur schlechte Laune und Bock darauf, die in einen eigensinnigen Rock’n’Roll zu packen, angesiedelt zwischen dem New Yorker No Wave der frühen Achtziger und dem unformatierten Prä-MTV-Indierock der frühen Neunziger. Es gibt keine Erwartungen zu erfüllen, nur einen Heidenspaß am Heidenlärm. Und das nur zu dritt! Rockt wie Sau.

Der Bass scheppert mächtig, die Gitarre schrammelt und rifft, das Schlagzeug pendelt zwischen energetischem Galopp und vertrackter Verschachtelung, die Stimme kippt gern vom Nörgeln ins Schreien. Die Songs, die Trigger Cut auf diese Weise zusammenschieben, halten sich nicht an das herkömmliche Radiopopsongformat. Wenn ein Ausbruch erforderlich ist, bricht das Trio eben aus, und wenn es mitten im Song ist, der bis dahin vielleicht gerade seinen Unmut auf den Boden rotzt und nur kurz für Eruptionen ausschwenkt. Irgendeine Sorte –core mag man da womöglich heraushören, doch bleiben Trigger Cut angenehm unbestimmt und frei.

Diese Art der Musik ist nicht etwa die Folge dilettantischen Unvermögens, und das belegt das Trio in Komposition und Versiertheit: Jedes Instrument bekommt Momente, die Songs tragen Breaks, in denen etwa der Bass absurde Figuren formt, das Schlagzeug verwinkelt frickelt oder die Gitarre zu einem flirrenden Solo ansetzt. Und wenn andere das Ganze in den zurückliegenden 40 Jahren bereits vergleichbar erfunden haben mögen, egal, Trigger Cut machen es geil, und außerdem ist so eine unangepasste Musik dieser Tage recht selten, weil so unkommerziell, dass man nicht einmal mehr diesen Umstand noch kommerziell verwerten kann.

Und diesen Lärmbrocken muss man nun in Stuttgart und München verankern, nicht etwa in Troisdorf. Bandchef Ralph Schaarschmidt war vorher Sänger und Gitarrist bei Buzz Rodeo, Bassist Daniel Wichter und Schlagzeuger Mat Dumil komplettieren das Trio. Auf dem Debüt „Buster“ saß noch Sascha Saygin am Schlagzeug, der dieser Tage bei The Automatic und Majmoon aktiv ist. Das klingt nach einer Menge zu entdeckendem Zeug, wenn man gerade dabei ist.

Und wie das Album rockt. Ungefähr so freigeistig wie die späteren Fugazi, die sich ebenfalls in kein Korsett zwingen ließen. Trigger Cut selbst führen Jesus Lizard als Einfluss an, Shellac mag man ebenfalls heraushören. Eine angenehme Entdeckung! Und ein ordentliches Pfund Energie für den Heimgebrauch.