Tri Atma – Tri Atma – Sireena 1979/2018

Von Matthias Bosenick (06.11.2018)

Jens Fischer. Ein Name wie… nun: Fischer ist Gründungsmitglied von Tri Atma, der Indisch-Deutschen Kraut-Prog-Weltmusikcombo, und er war und spielt in diversen anderen Bands und für andere Leute – darunter Eberhard Schoener – seine Gitarre. Sireena veröffentlicht dieser Tage nun dieses Debüt neu und ermöglicht damit auf CD die Nach- oder Neuentdeckung dieses chilligen und krautigen Sitartrips, der jedem Afghanenshop gut zu Gesicht stünde. Übrigens: Gegründet haben Fischer und sein indischer Compagnon Asim Saha das Projekt Tri Atma in Hannover!

Die Tablas von Asim Saha bilden dann auch das Erkennungsmerkmal, mit dem Tri Atma vor 40 Jahren ganz Bundesdeutschland aufhorchen ließen. Diesem beinahe wie eine Naturkonstante wirkenden treibenden Sound hatte selbst der Krautrock mit Dynamikern wie Can oder Neu! noch nichts entgegenzusetzen. Diese Ost-West-Brücke hatten zwar die Beatles schon knapp zehn Jahre zuvor geschlagen, doch dauerte es noch dieses Weilchen, bis sich die indischen Sounds auch im Nachkriegsdeutschland einnisten konnten.

Fischer und Saha scharten für ihr bis auf zwei Traditionals selbstkomponiertes Debüt eine komplette Band um sich: Manfred Flathe spielte die obligatorische Sitar und Percussions, Herbert Koschmieder die Flöte, das Saxo- und das Xylophon und Martina Specht die Tambura. Entsprechend indisch klingt nun das Grundgerüst des Albums, also genau so, wie man es sich als seit 40 Jahren dieser Musik begegneter Pophörer vorstellt, wie es aber zum damaligen Zeitpunkt noch nicht allgegenwärtig war. Heute ist das anders, natürlich, und nicht nur Exoten wie Amorphous Androgynous haben den Sound innigst verinnerlicht.

Nicht nur den interkulturellen Missionsauftrag kann man nun Tri Atma zugute halten, auch erlauben sie es sich, schon beim Debüt nicht der reinen Lehre zu entsprechen und Einflüsse zuzulassen, die weder indisch noch deutsch klingen, zum Beispiel Reggae. Das Ganze fusionieren sie zu einer Art Fusion, noch weitestgehend ohne Rock; ins Weltall sollten Tri Atma erst in der zweiten Hälfte der Achtziger abheben, dann aber mit Synthies.

Zeitreise und Zeitzeuge ist „Tri Atma“, im Rückspiegel sieht man noch die Rauchschwaden, sowohl von Räucherstäbchen als auch vom Joint, die die Musiker und die Hörer jeweils angesteckt haben dürften. Ein spannender Trip von West nach Ost und von Jetzt nach Dunnemals.