Sqürl – EP#260 – Sacred Bones Records 2017

Von Matthias Bosenick (08.08.2017)

Den Rausch ausleben, nicht ausschlafen! Konturen sind was für Anfänger und Remixer, damit halten sich die drei Musiker inklusive des Regisseurs Jim Jarmusch mal gar nicht auf, jedenfalls nicht in den ersten sechs Minuten dieser EP in Über-„Reign In Blood“-Länge. Es schleift und dröhnt, bevor es dezent zu wummern beginnt. Die Musik ist so dunkel und verrätselt, wie es manche Elemente in Jarmuschs Filmen sind.

Es dauert tatsächlich den ersten Track über, bis das Schlagzeug und damit überhaupt ein erkennbarer Rhythmus einsetzt. „Solstice“ mäandert minimalistisch auf Saiteninstrumenten rauschend vor sich hin, komplett frei von dem Eindruck, es solle verschrecken oder zerstören. Der Beat von „The Dark Rift“ setzt noch vor Ablauf des Openers ein und nimmt das Dröhnen auf, nur dass die Instrumente jetzt ihre Geräusche in einen Takt fügen. Für „Equinox“ geben sie den wieder auf, die Feedbacks übernehmen den Sound des ersten Tracks und lässt zur Hälfte einen recht schleppenden Beat zu. Lärm, aber keine Gewalt, also Kunst.

Es folgen zwei Remixe, die dem Geräusch nicht bekommen wollen, sondern es mit einer reinen Form unterlegen, aus einem recht analogen Schlagzeug bestehend. Zunächst bearbeitet Anton Newcombe vom Brian Jonestown Massacre ein Stück namens „Gates Of Ishtar“, das es eigentlich noch gar nicht im Sqürl-Universum gibt (und das auch nicht wirklich nach der gleichnamigen Band klingt). Das Universum des Trios ist aber so unübersichtlich, dass man das auch gut übersehen haben kann. Es gibt diverse Stücke, deren Titel mit „Streets Of“ beginnen, etwa auf dem leider längst vergriffenen Soundtrack zu „Only Lovers Left Alive“ oder der ersten Version der „EP#1“, aber nichts mit „Gates Of“ und auch ohne „Ishtar“. Egal. Newcombe fügt dem Rauschen nicht nur das Schlagzeug, sondern auch einen groovenden Bass und eine Frauenstimme hinzu. Ein schöner Kopfnicker für Kiffer und Naturentspannte. Föllakzoid greifen sich das zweite Stück dieser EP für ihre Bearbeitung. Die konzentrieren sich auf das dunkle Dröhnen, bevor sie einen elektronischen Beat laufen lassen. Nicht weniger hypnotisch.

Ein Soundtrack mit einer Begleit-EP mit darauf nicht enthaltenen Stücken, ein Live-Album, drei durchnummerierte EPs mit abweichender Trackliste auf der ersten 12“ sowie eine EP unter dem Namen Bad Rabbit: Jim Jarmusch, Carter Logan und Shane Stoneback machen es ihren Folgenden nicht einfach mit der Sammelei. Diese nach Nummern 260. EP gibt es auf Vinyl mit Downloadcode und in unterschiedlichen Farben sowie auf CD und als Download.