Machine Head – Bloodstone & Diamonds – Nuclear Blast 2014

Von Matthias Bosenick (03.12.2014)

Hymnen in hart, aber sowas von. Die Entwicklung der Thrasher ist interessant: Nach drei progressiven Monolithen greifen sie auf ihrem achten Album auf den Sound ihrer erfolgreichsten (aber, anders als jetzt, kreativ enttäuschendsten) Zeit zurück und binden darin ihre Experimentierfreude ein. So finden sich nun allerlei interessante Elemente in diesen eher eingängigen brettharten neuen Metal-Songs. Ist man zunächst enttäuscht, die Komplexität der Vorgänger nicht im erwarteten Maße erfüllt zu bekommen, kriegt man dann aber nach einigem Hören große Lust auf die heavy Grooves und die anderen attraktiven Ideen von Bandchef Robb Flynn.

Überraschend lang ist das Album. Zwölf Tracks auf 71 Minuten, das ist amtlich. Das lässt Platz für echte und überraschend kitschfreie Streicher in zwei Fällen („Now We Die“ und „In Comes The Flood“), für einige atmosphärische Passagen, für ausladende Riffs, für hymnische Gesänge, für ellenlanges Gitarrengegniedel, für Wucht und Abwechslung und überhaupt einer Menge ernst gemeinten Spaßes am Metal. Trotz ernster Themen.

Die Erholpausen zwischendurch tun dem Album erheblich gut. So walzt einen der Metal nicht einfach nieder, sondern bietet Gelegenheit zum Luftholen. Wir werden ja nun alle nicht jünger. Die Stille ist angenehm schlüssig zwischen die Riffs und den Groove gesetzt, sie unterbricht den Fluss nicht, sondern unterstreicht eine Wellenbewegung. Angenehm gelöst. Auch, wenn Robb Flynn in der Gestaltung seiner Übergänge von Bridge zu Refrain innerhalb mancher Tracks oft auf eine Variante zurückgreift, die er auf fast jedem Album unterbringt. Man könnte auch wohlwollend von Trademark sprechen.

Interessante Gastbeiträge haben Machine Head dieses Mal. Die Entwicklungsbiologen Dr. Bruce Lipton und Steve Bhaerman diskutieren in „Imaginal Cells“ über spontane Evolution. Rhys Fulber, Ex-Ex-Ex- und zurzeit offenbar Wieder-Mitglied von Front Line Assembly und Permanent-Kollege von Fear Factory, trägt beim beinahe gruftig startenden „Sail Into The Black“ mit Percussionspielen zur Atmosphäre bei.

Das Album gibt es übrigens in vielen Farbvarianten als Doppel-LP und in einer limitierten Fassung als Buch mit CD. Ist hübsch. Und nach mehrmaligem Hören denkt man das auch über die Musik. Man lässt anspruchsvolle Brutal-Komplexität zugunsten von atmosphärischer Eingängigkeit zurück. Das andere hat man ja schon von Machine Head. Und so anbiedernd eingängig wie zu „The Burning Red“-Zeiten sind sie gottlob nicht wieder.