Dez Dare – Perseus War – CH!MP 2023

Von Matthias Bosenick (25.01.2023)

Was ist das: Speed Stoner? Auf dem Etikett wiederum, das Darren John Smallman unter seinem Alias Dez Dare auf sein drittes Album „Perseus War“ klebte, steht Garage Rock. Das mag auf die ersten beiden Alben noch weitestgehend zutreffen, Nummer drei scheint indes unter dem Einfluss anderer bewusstseinserweiternder Substanzen entstanden zu sein. Sicher ist: Das Fuzz-Pedal ist ihm heilig und der Schellenkranz ist sein zweitbester Kumpel. Zuhause in gefühlt 4,3 Billionen Bands, rackert sich der in Geelong bei Melbourne geborene Londoner als Dez Dare komplett allein an seinen musikalischen Visionen ab. Und die lassen sich nicht eindeutig zuordnen, wie ja schon an der wenig überzeugenden Selbstdarstellung zu erkennen ist: Stoned in der Garage und ständig dreht der Motor auf!

So richtig gute Laune hat der Herr Smallman nicht, er rotzt seine Mucke ziemlich herunter, was geil ist und was das Etikett Garage Rock einleuchten lässt. Seine Gitarre spielt er in mittelhohen Tonlagen, jagt sie durch den Fuzz und dehnt die Noten leiernd ins Unendliche, was das Etikett Stoner Rock aufglimmen lässt. Da er dabei aber die Handbremse gelöst hat, prescht er häufig unerwartet mächtig nach vorn, was zusammen eine Art grell strahlenden Speed-Stoner aus der Garage ergibt. Dazu bölkt er seine Slogans wie weiland Mark E. Smith, und wie es sich für gute schlechtgelaunte Musik gehört, macht sie natürlich gute Laune.

Smallmans schlechte Laune transportiert dabei einen kontrastreichen Humor, der sich allein schon in den Songtiteln niederschlägt: „Bloodbath-On-HI“, Titel der ersten Single, oder „I Know Why You Cry At Adam Sandler Films“ belegen dies, auf den früheren Alben „Hairline Ego Trip“ und „Ulysses Trash“ heißen Songs „Tractor Beam, Shitstorm“ oder „They Scream, My Head Is So Full I Can’t Dream“. Und nur Speed macht Smallman auch nicht, in der Mitte des neuen Albums senkt er das Tempo, nicht aber den Fuzz und erstrecht nicht das Psychedelische und das Monoton-Krautrockige. Und da blinkt der Indierock außerdem kurz durch.

Schließlich kommt Smallman aus dem Australischen Indierock der Neunziger, da nahm er einiges an Inspiration mit, von dem er als Dez Dare zehrt. Die Liste seiner ehemaligen bis aktuellen Bands und Projekte passt mehrmals von hier bis an den Äquator: Thee Vinyl Creatures, The Sound Platform, The Wells Collective, Warped, Toad, Ancient Horses, dazu hantiert er mit Labels wie Low Transit Industries und Battle Worldwide (er selbst schreibt es ausschließlich in Kapitalen) und geht mit seinen Label-Bands auf Tour. Was ein Leben! Kein Wunder, dass er viel erlebt, viel sieht und dabei viel schlechte Laune bekommt.

„Perseus War“ war, so schreibt es die Info, zunächst als Begleit-EP zum Vorgängeralbum gedacht, wuchs dann aber in der Pandemie zu einem eigenen angepissten Album heran. Wie gut, der Vielbeschäftigte hat einiges an Überdruck, um auch auf Albumlänge stimmige Songs in die Welt zu rotzen, die er so wenig leiden kann. Es ist eine große Freude, ihm dabei zuzuhören, auch ohne dafür Speed oder Weed zu konsumieren. Und auch außerhalb der Garage. Und es bleibt das Fazit: Das neue Album ist das beste der drei von Daz Dare.