Dead Men Walking – Unofficially Official: Live In Bristol 2016 – Dead Men Walking 2016

Von Matthias Bosenick (30.01.2017)

Selbstironie, Akustikmusik und Punkrock in einem: Das ist das seit 2001 fließend aus diversen britischen Punk-, Postpunk-, Gothic- und Rockabilly-Bands besetzte Projekt Dead Men Walking, das sich 2016 einmal mehr zusammentat, um die alten Hits zur Lagerfeuerklampfe zu trällern. Vier tote Männer sind es dieses Mal: Kirk Brandon (Spear Of Destiny, Theatre Of Hate), Dave Ruffy (The Ruts/Ruts DC), Jake Burns (Stiff Little Fingers) und Segs Jennings (ebenfalls The Ruts/Ruts DC). Sie beweisen: Punkrock hat Tiefe und Spaß an Mucke kein Alter. Gibt nur 500 Exemplare dieser Live-CDr!

Der Punkrock hat eine Menge Hymnen hervorgebracht, was außerhalb der Punkrockhörerschaft kaum jemand glauben mag, weil der Punk als stumpf und gleichförmig gilt (wie für andere beispielsweise Schlager oder der Hip Hop). Mit akustischen Instrumenten und altersbedingter Gelassenheit holen die vier alten Herren die Seele aus den Punksongs, stricken aus ihr neue Lieder und geben diese der (Sitz-)Party zurück. Spätestens, wenn der Reggae dem punkverwandten Ska den Platz einräumt, versteht auch jeder Nichtpunkhörer, wie das funktionieren mag. Für so etwas wie diese Auftritte freut man sich, dass die Nihilisten ihrem eigenen Diktum nicht gefolgt und wirklich young gestorben sind.

So hat man die Lieder meistens noch nie gehört: „Wasted Life“ ist hier komplett frei von Energie, „Kill The Pain“ ein fröhlicher Singalong und „Never Take Me Alive“ sowieso immer dabei, wenn Kirk Brandon mitspielt. Dafür gibt’s dieses Mal weniger Geschichtenerzählerei, aber das macht das Durchhören angenehmer. Ein herrliches Vergnügen, die teilweise sattsam bekannten Songs in diesen Versionen zu hören. Bis Babylon brennt.

Es ist erheblich schwierig, die Discographie von Dead Men Walking zu ermitteln. Live-Alben gibt es neben dem vorliegenden mindestens „Live At Guildford“ von 2001 (mit unter anderem Mike Peters (The Alarm) und Glen Matlock (Sex Pistols)) und „Live At Leeds“ von 2003 (mit unter anderem Slim Jim Phantom (Stray Cats) und Billy Duffy (The Cult)). Das Internet erzählt zudem von Studioalben, darunter „Easy Piracy“ von 2015 (mit dabei: Captain Sensible) und „Graveyard Smashers, Volume 1“ von 2006. Von einem Doppelalbum „Live At Darwen“ aus dem Jahr 2004 ist auch noch irgendwo die Rede, das es sogar als DVD geben soll. Zudem von einer Umbenennung in The Jack Tars, die sie nach kurzer Zeit aber wieder zurücknahmen. Irgendwo auf diesen schwer erhältlichen Alben müssen dann auch die kolportierten weiteren Gaststars Lemmy Kilmister und Bryan Setzer zu hören sein.

Die Songs:
01 Something That I Said (The Ruts)
02 Nobodys Hero (Stiff Little Fingers)
03 The Price (Spear Of Destiny)
04 Love In Vain (The Ruts)
05 Wasted Life (Stiff Little Fingers)
06 Spirits (Spear Of Destiny)
07 Kill The Pain (Ruts DC)
08 My Dark Places (Stiff Little Fingers)
09 Young Men (Spear Of Destiny)
10 Silver Lining (Stiff Little Fingers)
11 Never Take Me Alive (Spear Of Destiny)
12 Staring At The Rude Boys (The Ruts)
13 Drinking Again (Stif Little Fingers)
14 Do You Believe In The Westworld? (Theatre Of Hate)
15 Alternative Ulster (Stiff Little Fingers)
16 Bablylons Burning (The Ruts)